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nun auch das Gewerk war, so steckten in den 531 Brauhäusern der Stadt doch manche fremde Capitalien, wie das in aller Welt so ist, daß Hauseigenthümer zum Bauen und Bessern andrer Leute Geld gegen Zins aufnehmen und in ihr Erbe einschreiben lassen. Da nun, wegen des Reichthums der Brauer, alles Capital, was in Brauerben war, am sichersten geachtet wurde, so hatten manche Holsteiner, zumal viele vom Adel, nicht unbeträchtliche Summen dort angelegt, nicht grade, um den Hamburgern einen Dienst zu thun, sondern weil sie selbst dabei am besten fuhren.

Da nun dies ruchtbar wurde, begannen die Holsteiner in aller Weise unsre Bürger zu hänseln; foppten sie als Großprahler, die doch arme Schlucker wären, weil ohne Holsteinisches Capital das Hamburgische Brauwerk und damit der ganze Wohlstand der Stadt nicht bestehen könne; welche Beschimpfung unsre Bürger gewaltig wurmte.

Da nun E. E. Rath solches erfuhr, nahm er sich der Bürger gerechten Unmuth billig zu Herzen und sann auf Abhülfe. Und weil zu selbiger Zeit auch der König von Dänemark in einigen Anschreiben nicht eben fein darauf anspielte, daß sein Holsteinischer Adel mit Capital und Renten in Hamburg wohl possessionirt sei, so schlug das dem Faß den Boden aus. Darum ließ der Rath die Aeltesten der Brauerbrüderschaft fordern, imgleichen auch die vornehmsten unter den erbgesessenen Bürgern, und beredete mit denselben die Mittel und Wege, den Schimpf von dieser guten Stadt abzuwälzen, durch schleunige Auszahlung aller schuldigen Capitalien und Ablösung der verschriebenen Renten. Und die Bürger, die keine Brauhäuser hatten, also eigentlich bei dem ganzen Handel unbetheiligt waren, erklärten sich gern bereit zu Ehren der Vaterstadt ein Opfer zu bringen, um nur den unleidlichen Schimpf, als könne Hamburg ohne der Holsten-Junker

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_151.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)