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deren Andenken aber in den 500 Jahren, die seitdem verflossen sind, spurlos untergegangen ist.


54. Palmsonntags-Procession.
(1445.)

Wie’s in katholischen Ländern Brauch ist, so wurde auch vor alten Zeiten in Hamburg am Palmsonntage von den „Papen und München“ eine feierliche Procession vorgenommen, wobei man unsers Heilandes Einzug in Jerusalem bildlich darzustellen pflegte. War auch viel Pomp, Narrheit und Schalkheit mit im Spiele, so hatten doch, zumal Anfangs, Viele ihre Andacht dabei. Weil’s sich nun wohl traf, daß der Gesell, welcher bei solchem geistlichen Schauspiel den Herrn Christum darzustellen hatte, ein loser Vogel und solcher Ehre unwürdig war, oder nachmals viel Gespött darüber entstand, so hielten es die Kirchenherren zu St. Jacobi für besser, hinfüro keinen lebenden Menschen dazu zu nehmen. Sondern sie ließen ein Heilands-Bild von Holz machen, größer denn ein Mensch, und ihm Antlitz und Hände wohl anstreichen, wozu sie dann die Gestalt bekleideten, wie man den Herrn Christum auf alten Schildereien bekleidet sieht; und diese Figur ritt auf einem großen Esel, auch von Holz und mit Eselsfell ganz natürlich beschlagen, mit starken eisernen Rullen unter den Füßen, also, daß man leichtlich das ganze Christus-Bild auf dem Esel umherziehen konnte.

Und am Palmsonntage des Jahres 1445 wurde es zuerst öffentlich in der Procession gebraucht, und wurde mit Fahnen und geschwungenen Räucherfäßchen, bei Chorgesang und Glockengeläute einmal rund um die Kirche gezogen, wobei unzählig viel Volk gegenwärtig war, das mit grünen Zweigen

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_137.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)