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Leben und Freiheit dem Rath eine goldene Kette geboten, so lang, daß man den ganzen Dom, ja die Stadt damit umschließen könne; die wolle er aus seinen vergrabenen Schätzen herbeischaffen. Der Rath aber hat solch’ Anerbieten mit Entrüstung von sich gewiesen und der Justiz freien Lauf gelassen.

Schon folgenden Tags fand die Hinrichtung auf dem Grasbrook statt. Das Volkslied sagt, daß diese 72 wilden verwegenen Gesellen, die ihrer Bitte gemäß, im besten Gewande so stattlich und mannhaft hinter Trommlern und Pfeifern in den Tod geschritten, von den Weibern und Jungfrauen Hamburgs sehr beklagt seien. Der Scharfrichter Rosenfeld enthauptete sie und steckte ihre Köpfe auf Pfähle hart am Elbstrande.

Der Sage nach durchsuchten die Hamburger Störtebeker’s Schiff besonders eifrig nach seinen ungeheuren Schätzen. Außer einigen Pokalen und anderem Geräth fanden sie aber anfangs nichts, bis endlich ein Zimmermann, der mit der Axt zufällig gegen den Hauptmast schlug, eine Höhlung darin entdeckte, welche voll geschmolzenen Goldes war. Von diesem Schatze wurden die beraubten Hamburger Bürger entschädigt, und die Kosten des Kriegszuges bezahlt, von dem Ueberrest aber, so heißt es, ließ der Rath eine schöne goldene Krone für St. Nicolai-Kirchthurm anfertigen; als um 1500 dieser Thurm abgebrochen wurde, da soll die Krone auf den St. Catharinen-Thurm gekommen sein, der allerdings um 1602 schon eine Krone getragen hat, aber keinenfalls die jetzige, die erst 1656 vom Oberalten Hermann Rentzel geschenkt worden ist.


Aber noch war Godeke Michels mit dem Rest der Vitalienbrüder zu vertilgen. Gleich nach Störtebeker’s Hinrichtung liefen die Hamburger wieder in die Nordsee, um ihr Werk

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_115.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)