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Mann und folgte ihm auf sein Schiff und in sein schwankend’ Reich.

Wenn Störtebeker Gefangene machte, die ein Lösegeld versprachen, so ließ er sie leben. Waren sie aber arme Teufel und alt oder schwächlich dazu, so wurden sie gleich ohne Weiteres über Bord geworfen. Erschienen sie ihm jedoch tüchtig und brauchbar, so machte er erst eine Probe mit ihnen. Wenn sie nämlich seinen ungeheuren Mundbecher voll Weins in einem Zuge leeren konnten, dann waren sie seine Leute, dann nahm er sie als Gesellen an. Die es aber nicht konnten, die wurden auch abgethan.

Störtebeker und Godeke Michels haben auch zuweilen Reue über ihr Leben gefühlt. Und deshalb soll Jeder von ihnen dem Dom zu Verden sieben Fenster, zur Abbüßung ihrer sieben Todsünden, geschenkt haben; das Störtebeker’sche Wahrzeichen, zwei umgestürzte Becher, ist in einem dieser Fenster angebracht. Auch Brodtspenden an dortige Arme haben sie gestiftet. Und hierin finden Viele eine Bestätigung der Angabe, daß Beide Verden’sche Landeskinder gewesen seien.

Ao. 1400 nun ließen die Hansen eine Flotte nach Ostfriesland gehen, um dem Unwesen zu steuern. Die Hamburger Schiffe befehligten die Rathsherren Albert Schreye und Johann Ranne. Sie besiegten die dort liegenden Vitalianer, erschlugen viele Raubgesellen und übten Standrecht an den Gefangenen. Dann eroberten sie Stadt und Burg Emden, und legten Hansische Besatzung hinein. Auch Keno then Brooke mußte seine Burg zu Aurich abtreten, weil er’s, gegen frühere Zusage, doch wieder mit Störtebeker gehalten hatte, und mußte dann nach Lübeck gehen, sich zu entschuldigen beim Hansatage.

Nun heißt es: wie die beiden Hamburgischen Rathsherren so eben den neuen Friedensvertrag mit Keno abgeschlossen

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Otto Benek: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_112.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)