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zehn ihrer Hauptleute, worunter zwei Ritter, in Stockholm eine Messe gestiftet hatten zu ihrer und König Albrechts Ehre; sie waren so zahlreich an Schiffen und Mannschaft, und so wohlgeordnet, daß sie eine Stadt wie Bergen in Norwegen erobern und ausplündern konnten, daß keine Niederlage sie vernichten zu können schien, daß ein Deutsches Ordensritter-Heer von 4000 Mann sie nur von der Insel Gothland und etwa aus der Ostsee vertreiben konnte; sie waren so mächtig, daß Staaten mit ihnen um Waffenstillstands-Verträge unterhandelten und daß es eines förmlichen Hansischen Krieges wider sie bedurfte. Und in diesem Kriege war den Hamburgischen Waffen der Ruhm vorbehalten, durch fortgesetzte Kämpfe und Siege, wie durch Ergreifung ihrer Hauptführer, dem ganzen jahrelangen Piratenwesen ein Ende zu bereiten.


Claus Störtebeker ist – so erzählt die Sage – bevor er ein Seeräuber geworden, ein Edelmann gewesen und zu Halsmühlen bei Verden geboren. Es behaupten freilich auch an der Ostsee viele Städte und Orte, daß er dort geboren sei, z. B. Wismar, aber das mag hier unerörtert bleiben. In seinen jungen Jahren hat er lustig gelebt, hat Fehden ausgefochten, turnirt und gerauft, dabei geschmaus’t und gezecht, und darnach in Hambnrg mit andern wilden Gesellen, so lange bankettirt und gewürfelt, bis er Hab und Gut verpraßt hatte. Und wie ihm nun zuletzt die Hamburger, Schulden halber, sogar sein ritterlich Gewand und Rüstzeug genommen und ihn der Stadt verwiesen haben, da ist er unter die Vitalienbrüder gegangen und ein Seeräuber geworden, wie vor ihm noch keiner gewesen ist.

Derzeit war das Haupt derselben Godeke Michels (nach heutiger Art zu sprechen: Gottfried Michaelsen), ein tapferer

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Otto Benek: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_110.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)