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Als nun das Weib ihren Mann schlafen sieht, zieht sie ihm sein eigen Schwert aus der Scheide und haut ihm den Kopf ab. Läuft daraus zu dem Küster zu St. Jacobi, der ihr guter Freund war, erzählt ihm Alles und fordert vom ihm Hülfe, den todten Körper auf die Seite zu bringen. Der dumme Narr, obschon ihm die Haut schaudert bei Vernehmung der Mordthat, ließ sich wirklich durch des schlechten Weibes glatt’ Gesicht und liebliche Worte bethören, daß er mit ihr ging, den Leichnam heraustrug und aus St. Jacobi Kirchhof an der Mauer verscharrte. Als beide aber wieder in des Entleibten Hause die Blutspuren vertilgt harten und ausruhen wollten von der teuflischen Arbeit, kam ihnen Furcht an, das frische Grab möchte andern Tags entdeckt werden und sie verrathen. Graben es also wieder aus, nehmen den Körper heraus, tragen ihn in des Küsters Haus, um ihn aus dem Feuerheerde zu verbrennen. Aber das Feuer wollte nicht hell flammen und den Körper nicht verzehren, verursachte aber soviel Rauch, ein so erschröcklich Prasseln im Schornstein und so pestilenzialischen Gestank, daß die Nachbarn erwachen, eine Feuersbrunst vermuthen und vor der Hausthüre zusammenkommen, um zu löschen; als der Küster nicht aufmachen will, schlagen sie die Thüre ein, und finden denn die ganze Bescheerung, den halb verbrannten geköpften Leichnam des armen Stadtdieners, daneben die tiefbetrübte Wittwe und den Küster, welcher ihr Trost einzusprechen vorgiebt. Er konnte aber nicht lange leugnen und das boshafte Weib auch nicht, und beide ließen es nicht erst auf die scharfe Frage des Büttels ankommen, sondern bekannten Alles. Also kamen sie vors Halsgericht, allwo der Stab über ihnen gebrochen ward, und empfingen ihren verdienten Lohn, indem das Weib lebendig verbrannt wurde, wobei das Feuer lichterloh flammte und die giftige Schlange bald zu Asche verzehrte; der Küster aber

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_108.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)