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sie und viele andere gute Christen hielten dort täglich Andacht und Gebet, ehe sie an ihr Tagewerk gingen, und schenkten der Kapelle Kleinodien und spendeten der Armuth reichliche Gaben.

Zum Unterschiede aber von dem in der Domkirche befindlichen Mutter-Gottes-Bilde welches „St. Maria im Thum“ hieß, nannte man diese Kapelle mit dem alten Namen „St. Maria to’m Schare,“ jedoch auch, löblicher Kürze wegen, „Schar- Kapelle,“ wobei man denn, irrig, aber gut gemeint, eben so viel an den heiligen Anschar dachte, als an die heilige Maria, die hier am Schare der Elbe verehrt wurde.


43. Die Köpfe an St. Jacobi-Küsterei.
(1390.)

Ao. 1390 hat sich allhier eine abscheuliche Mordgeschichte zugetragen. Einer der Stadtdiener, deren damals noch nicht so viele gewesen sind als jetzt, hatte eine Frau, die war schön, aber böse und ungetreu, und als ihr Wandel ihm bei einer Gelegenheit offenbar wurde, strafte er sie in Gegenwart aller, die zufällig dabei, wie er’s durfte nach göttlichen und menschlichen Rechten; das empfand die Frau übel, doch verbiß sie ihren Grimm und dachte nur, sie wollt’s ihm schon eintränken. Darnach, als sie daheim waren, sorgte sie, daß ihr Mann auf den Verdruß mehr Wein trank, als ihm gut war, schenkte ihm brav ein, bis er trunken wurde und aus dem Sessel einschlief, wobei ihm das schwere Haupt seitwärts niederhing. Es war aber gegen Mitternacht.

Merke, man muß sich nie betrinken, absonderlich nicht aus Aergerniß und Verdruß, und keinenfalls aus Zureden eines Weibes, das man zuvor tödtlich beleidigt hat.

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Otto Benek: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_107.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)