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24. Vom Bau des St. Johannis-Klosters.
(1220–1235.)

Um das Jahr 1220 lebte in Hamburg ein guter Bürger, mit Namen Hans Reder, der besaß ein Haus nebst großem Garten, in dem höheren Theile der Stadt, unweit des Alster-Flusses und der Stadt-Mühlen an demselben. Der hat zu seiner nicht geringen Verwunderung wahrgenommen, daß vom Himmel eine ganz seltsame Erde aus seinen Gartenplatz gefallen ist: die war durchgängig tief dunkelschwarz und von schneeweißen Streifen durchzogen, hie und da aber erglänzten dazwischen güldene Punkte und Striche, fast wie Buchstaben und Zeichen einer fremden heiligen Sprache. Und Hans Reder hat mehr denn einmal dies Wunder gesehen, und hat es nicht auszulegen verstanden; obschon er sich wohl bewußt gewesen, daß etwas Absonderliches damit angedeutet sei.

Und als sieben Jahre darnach der Graf Adolf IV., in Folge seiner Gelübde bei Bornhövede, den Bau zweier Klöster in Hamburg beginnen und deshalb für jedes einen schicklichen Platz aussuchen wollte, da trieb es den edlen Herrn unwillkürlich nach Hans Reder’s Garten, und da er ihn in Augenschein genommen, bestimmte er ihn alsogleich zum Platz des einen der Klöster; und Hans Reder, der eigentlich gar nicht gemeint war, sein Grundstück zu veräußern, fühlte sich getrieben (er wußte selbst nicht warum), alsogleich in des Grafen Kaufhandel zu willigen.

Also ist aus dieser Stelle das St. Johannis-Kloster erbauet worden, und da es fertig war mit Kirche, Kreuzgängen, Reventer und Zellen, stand es einige Jahre leer, denn es waren keine Mönche da, die es bewohnen konnten; das Dom-Capitel bezeigte sich auch der Anherokunft von

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Otto Beneke: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_065.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)