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der bereits als Missionar die Länder des Nordens durchzogen hatte, zum Erzbischof von Hamburg erkoren. Des Kaisers Bruder Drogo, Erzbischof von Metz, weihte ihn, und nachdem der Pabst Gregor IV. ihm den erzbischöflichen Mantel geschickt hatte zum Zeichen seiner Bestätigung (834), kam er, sein hohes Amt anzutreten, nach Hamburg, wohin er, außer vielen Reliquien und werthvollen Heiligthümern, auch eben so viel frommen Eifer als Geschick zur Erfüllung seiner Bestimmung mitbrachte.

Hamburg war damals noch ein kleiner Ort. Ein Castell, eine Kirche, einige Wohnungen der Geistlichen, einige Gassen rings umher, von dem Umfange des heutigen St. Petri-Kirchspiels. Anschar vergrößerte sogleich die Kirche, den Dom, den er herrlich ausschmückte, errichtete daneben ein Kloster, das er mit gelehrten Benedictinern aus Corvey besetzte, und gründete eine von diesen besorgte Schule, welcher der Kaiser eine kostbare Bibliothek schenkte. Dies war die Pflanzstätte, aus der die Heidenapostel des Nordens hervorgingen. Leibeigene Knaben kaufte Anschar von den Dänen und Slaven der Umgegend, und ließ sie für denselben Zweck erziehen und ausbilden. Er baute rings umher im Holsteinischen viele Kirchen, z. B. zu Bramstedt, Kellinghusen und in dem heutigen Dorfe Willenscharen an der Stör, dessen Name aus Villa Anscharii entstanden ist. Er sorgte für Schulen und Armenpflege, spendete geistliche wie leibliche Wohlthaten, wo er nur konnte, und bereiste unablässig seinen weiten Kirchensprengel, um selbst seine begonnenen Werke zu fördern. Kaiser und Pabst unterstützten ihn bereitwillig, und er selbst gab gern sein väterliches Erbe dem Dienste Gottes hin. Glücklich gedieh sein Werk, und auch die kleine Stadt Hamburg blühte unter seinen Augen immer schöner auf.

Als aber (840) Kaiser Ludwig verstorben war, da begannen mancherlei Drangsale das Erzstift Hamburg heimzusuchen.

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Otto Benek: Hamburgische Geschichten und Sagen. Hamburg: Perthes-Besser & Mauke, 1854, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Beneke_Hamburgische_Geschichten_und_Sagen_005.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)