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bestimmten Personen nicht aufgefallen, im Uebrigen aber die politischen Ansichten desselben zur Kenntniß des Amts nicht gekommen seien. (Vgl. auch das den Nispel als fleißig, freisinnig und in Ansehen stehend schildernde Zeugniß des H. Schutt.) In Untersuchung hat Nispel früher nie gestanden.

Die nachträglich vernommenen (zum Theil langjährigen) Nachbarn Nispels in Bockenheim, welche der Stadtvorstand als höchst glaubwürdige, konservativgesinnte Männer bezeichnet, Zimmermann Karl Bauer, Schreiner Karl Heusler, und Mechanikus Phil. Leber, geben dem Nispel einstimmig das Zeugniß, daß er ein fleißiger und tüchtiger Geschäftsmann und ein guter und treuer Familienvater gewesen sei. Die beiden ersteren fügen noch besonders hinzu, daß sich Nispel auch seit dem März 1848 keineswegs durch Redenhalten bemerklich gemacht und sich nicht in Wirthshäusern herumgetrieben habe.

Der Vertheidiger glaubt in Nispel einen strengen Charakter gefunden zu haben, der weder gegen sich selbst, noch gegen Andre zur Nachsicht geneigt sei und viel Selbstbeherrschung besitze.

Endlich sagt der Hauptbericht: „Während der Untersuchung hatte man Gelegenheit wahrzunehmen, daß Nispel, obgleich er keine wissenschaftliche Bildung genossen, doch viel Gewandtheit besitzt, die er sich durch Umgang mit gebildeten Leuten in der Fremde erworben zu haben scheint. Sein Talent ist mehr als ein gewöhnliches, was schon daraus zu entnehmen ist, daß er einen großen Theil seiner Antworten wörtlich diktirte.“


Empfohlene Zitierweise:
Christian Reinhold Köstlin: Auerswald und Lichnowsky. Ein Zeitbild, nach den Akten des Appellations-Gerichts zu Frankfurt a. M. mit Genehmigung dieses h. Gerichtshofs. Tübingen 1853, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Auerswald_und_Lichnowsky_284.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)