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Am Abend, fährt er fort, sei er noch in die Hauswaldische Wirthschaft gegangen, wo, soviel er sich erinnere, von den Vorfällen in Frankfurt die Rede gewesen sei. Er glaube, daß auch von der Tödtung der beiden Abgeordneten gesprochen worden sei, könne sich aber auf Einzelheiten nicht mehr besinnen. – Bei seiner Ankunft zu Hause habe er, wenn er nicht irre, Büchse und Hirschfänger an die Ecke seines Sophas in seinem Zimmer gestellt, ohne die geringste Veränderung mit der Büchse vorzunehmen, namentlich ohne sie zu putzen. Die Schrotladung müsse noch darin sein.

Endlich giebt er noch an: Lediglich in der Absicht, eine Geschäftsreise zu machen, sei er am 19. Sept. über Bieberich, Köln, Aachen und Brüssel nach Paris gereist, wo er am 22. angelangt sei. Nach 4–5 Tagen habe er dort erfahren, daß und warum er steckbrieflich verfolgt sei. Bald nach seiner Ankunft sei er aus dem hôtel du Nord in ein Privathaus gezogen, wo er bis zu seiner Verhaftung gewohnt habe. Zuerst habe er kurze Zeit für sich auf seinem Zimmer, dann bei Ullmann und zuletzt bei Karl Bühler gearbeitet. Während seines Aufenthalts in Paris habe er die Formen seines Bartes verschieden getragen. Er sei mehrmals gewarnt worden, habe aber keine Furcht gehabt, da er kein böses Gewissen gehabt habe. Freiwillig sistiren habe er sich aber nicht mögen, weil er nicht Lust gehabt habe, einen langen Untersuchungsarrest zu erstehen, und weil er das Ende der Voruntersuchung erst habe abwarten wollen, in der sich, wie er gehofft habe, seine Unschuld ergeben würde.


Empfohlene Zitierweise:
Christian Reinhold Köstlin: Auerswald und Lichnowsky. Ein Zeitbild, nach den Akten des Appellations-Gerichts zu Frankfurt a. M. mit Genehmigung dieses h. Gerichtshofs. Tübingen 1853, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Auerswald_und_Lichnowsky_213.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)