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hier ein Unterkommen zu suchen, und eilten in das Haus, während der Hausherr und einer seiner Gärtnerburschen sich bemühten, das Pferd Auerwalds, sowie das aus dem Dohmer’schen Garten durch einen Maurergesellen nachgebrachte Pferd Lichnowsky’s unterzubringen (ersteres wurde in den Stall gebracht, letzteres am Treibhause angebunden).

Im Schmidt’schen Hause erschien zuerst Auerswald und bat die Frau Schmidt um ein Versteck. Dieselbe machte ihm den Vorschlag, in’s Daniel’sche Haus mit der eben anwesenden Magd desselben hinüberzugehen, weil er dort sicherer sein würde, half ihm auch, da er über Lähmung seines Arms klagte, den Rock ausziehen und bekleidete ihn mit einem Schlafrock und einer Mütze ihres Manns. Er war schon im Begriff behufs der Befolgung dieses Vorschlags sich mit einer durch die Jungfer Pfalz herbeigeholten Scheere den Bart abzuschneiden, um sich unkenntlich zu machen, als er sich doch wieder eines Andern besann. „Es ist zu spät!“ rief er, die Scheere weglegend, aus, „ich gehe nicht mehr aus dem Hause; lassen Sie mich auf den Boden!“ Seinem Wunsche wurde durch die Jungfer Pfalz willfahrt, welche ihm die Thüre zur Bodentreppe aufschloß und seinem Verlangen gemäß hinter ihm nicht nur abschloß, sondern auch den Schlüssel hinter das Sopha im Schmidt’schen Wohnzimmer warf.

Unterdessen war die Hülfe der Frau Schmidt durch den Fürsten Lichnowsky gleichfalls in Anspruch genommen worden. Er verlangte in den Keller geleitet zu werden. Vergebens schlug man ihm vor, die Kleider eines Gärtnerburschen anzuziehen und mit einer Gießkanne aus dem Garten wegzugehen. Frau Schmidt wollte ihn durch das

Empfohlene Zitierweise:
Christian Reinhold Köstlin: Auerswald und Lichnowsky. Ein Zeitbild, nach den Akten des Appellations-Gerichts zu Frankfurt a. M. mit Genehmigung dieses h. Gerichtshofs. Tübingen 1853, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Auerswald_und_Lichnowsky_025.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)