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reiten Bequemlichkeit, welche dem Karakter der Zähigkeit Bedenklichkeit und Ruhigkeit des Volkes angemessen ist, auslautet, und daß sie die Fülle und Macht der Töne gern zerquetscht und zerschleift. Diese breite Bequemlichkeit, die man eigentlich Maul-Faulheit schelten muß, nimmt vom Norden nach dem Süden hin absteigend immer mehr zu, so daß in vielen Landschaften des südlichen Westfalens den plattdeutschen Menschen beinah dasselbe Unglück begegnet, welches den Dänen widerfahren ist, daß sie durch Zerquetschung und Zerschleifung der Mitlauter eine kraftlose und marklose Sprache sprechen, welcher gleichsam die Knochen der Kraft zerbrochen sind.

Die Neigung zu jener angedeuteten Bequemlichkeit und Faulheit herrscht nun freilich mehr oder weniger in der ganzen Mundart oder vielmehr in dem Karakter des sie sprechenden Volkes vor und erzeugt eine Menge zum Theil ungehöriger Zusammenziehungen, auch Auswerfungen einzelner Mitlauter, doch näher der Ostsee und Nordsee viel weniger als gegen Süden, gleichsam als habe das Meer seine Anwohner mit einigen Klängen seiner Macht und Kraft durchhaucht und durchtönt.

Die Schreibung dieser Sprache hat ihre besonderen ganz eigenen Schwierigkeiten, erstens schon, weil sie jetzt wenig geschrieben wird und also dafür kein

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite VI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_V006.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)