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schwinde ein Pferd satteln und gen Gingst galoppiren, daß er ihm den dortigen Herrn Pfarrer holte. Denn er sprach zu ihm: Ich war ausgeritten und bin in dem Walde bei Kubbelkow unter Räuber gerathen, und sieh! wie sie mich zerhauen haben und wie die Blutströme aus den tiefen Wunden an mir herabrinnen! Es wird in wenigen Stunden aus seyn mit dem alten Fritz.

Und der Diener flog wie der Wind auf seinem Pferde dahin, denn er liebte seinen guten Herrn über alles. Und der erschrockene Pfarrer in Gingst war nicht säumiger, denn er nannte Herrn Fritz Rotermund den besten Christen und den fleißigsten Kirchengänger unter seinen eingepfarrten Edelleuten. Und anderthalb Stunden nach des Dieners Ausflug waren beide in Boldevitz und fanden den alten Herrn auf dem Lager blaß und bleich wie den Tod und sein Weib und seine Kinder um ihn, welche ihm seine Wunden verbunden hatten. Er aber, als der Pastor hereingetreten ist, hat allen gewinkt herauszugehen, damit er mit dem geistlichen Herrn betete und sich zur Abfahrt bereitete.

Und als sie beide allein geworden, hat er dem Pastor alles erzählt und gebeichtet und den Mann so bestürzt, daß er kaum hat beten können. Bald aber hat der fromme Mann sich wieder genommen und hat die Bibel ergriffen und des todwunden Ritters Hände gefaßt, und über ihm gebetet, daß der gnädige Himmel sich des reuigen und zagenden Sünders erbarmen wolle. Und der Himmel hat sich gnädig auf das Gebet herabgelassen, und Fritz hat mit lauter Stimme und sehnsüchtigem Herzen die Worte

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 367. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_367.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)