Seite:De Arndt Mährchen 2 363.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

leidig gegen die Armen, daß alle verwundert sagten: der wilde und leichtfertige Fritz ist ja ein Mensch und dazu noch ein Christenmensch geworden.

Und das war nicht bloß eitler Schein, sondern es war ihm herzlicher Ernst. Als Fritz so großes Gut erworben hatte und ein Edelmann geworden war, da schien auch wirklich ein neuer Geist in ihn gefahren zu seyn, ein besserer Geist, der sonst so selten mit dem geschwinden und plötzlichen Reichthum ins Haus zu kommen pflegt. Er verabscheute von nun an seinen Rabenstein und seine mitternächtlichen Diebesschliche, liebte auch seine alten Schalksstreiche nicht mehr, sondern wollte sich wirklich von Herzen umwenden und bekehren und wieder ein Mensch Gottes werden, hielt sich daher hinfort zu andern guten Christen und zu Kirche und Abendmal, und lebte mit Frau und Kindern und mit Freunden und Nachbarn und mit allen Menschen so, daß alle ihn lieb und werth hielten und seiner Jugend und Jugendstreiche gern vergaßen. Wie er nun aber wirklich christlich und menschlich zu seyn und zu leben strebte, so hatte er doch noch einen plagenden Wurm, um welchen er und sein Gott allein wußten, und dieser schlimme Wurm war sein Rabenstein. Was der arme Mann um diesen ausgestanden und gelitten hat, das ist gar nicht zu beschreiben.

Er fühlte nämlich, so wie er sich wieder zum Christenthum und zum Glauben seiner Kindheit zurück gewendet hatte, daß der Rabenstein nichts Geheures war sondern eine böse teuflische Gaukelei, und hätte ihn sogleich von sich werfen mögen in den tiefsten See oder in

Empfohlene Zitierweise:
Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_363.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)