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Frosch, oder ein paar Dutzend junge Gänschen machten nicht zum Vergnügen den Drehhals, oder einige Lämmer und Jährlinge wurden Kopfhänger und Kopfschüttler, oder eine Schaar Säue tanzte den Dreher. Sie gebärdete sich bei solchem Anblick, als thue es ihr sehr leid, (die alten Hexen aber können es nicht lassen junges freudiges Vieh zu behexen, und wenn es ihr eigenes wäre) und sie sagte den Hirten oder Nachbarn, sie habe und wisse manche heilsame Mittel gegen solche Übel; sie sollen nur zu ihr kommen und sich eine Salbe holen und die kranken Thierchen damit bestreichen, gleich werde es dann besser mit ihnen werden. Das haben einige gethan, und wirklich hat es strax geholfen, aber den meisten hat gegraut, über ihre Schwelle zu treten, und da hat das liebe Vieh denn dran gemußt. Alle aber haben sich zugeflüstert, Thrin Wulfen habe sie behext und ihnen den Schabernack angethan. So zum Beispiel hatte sie eine Frau, welche sich mit ihr erzürnt und sie eine alte Wetterhexe gescholten hatte, in ihrem eignen Hause festgezaubert, daß sie nicht über die Schwelle zu gehen wagte und alle Thüren und Fenster dicht versperrt hielt. Denn sie glaubte, sie sey in eine Erbse verwandelt, und jeder Vogel, der vorüberflog, war ihr so fürchterlich, daß sie bei seinem Anblick schrie, als fliege ihr Tod heran, ja daß sie bei dem Ton eines Gefieders aus der Luft schon in Ohnmacht fiel und mit Händen und Füßen zappelte; für die Enten, Hühner und Tauben aber in ihrem Hofe war der jüngste Tag gekommen, und sie hatten ihnen allen sogleich bei’m Beginn ihrer Krankheit die Hälse umdrehen lassen. Auch hatte die alte Böse–

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_342.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)