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eine Witterung haben, an dieser Seite des Waldes selbst bei Tage kaum grasen sieht. Der Herr hat auch wohl den schwarzen Storch gesehen, der nicht weit von der Burg auf einer abgestumpften Buche horstet. Hier um Löbnitz, Redebaß und Divitz, wo die Barthwiesen und Bäche so viele Nattern Schlangen und Frösche ziehen, hat’s der Störche auf allen Dächern und Scheunen die Menge, aber nirgends sieht man einen schwarzen Storch als hier. Zuweilen sollen Jahre seyn, wo er ganz ausbleibt, schon seit Menschengedenken hat man davon gesprochen, aber er erscheint zu seiner Zeit immer wieder. Dieser schwarze Storch ist hier der Feldhauptmann des ganzen Vogelgefieders. Viele Leute sagen, er sey der alte Edelmann selbst oder auch ein Sohn von ihm, den er mit einer Mohrenprinzessin gezeugt haben soll, die er dem Sultan im Mohrenlande abgekauft hatte. Denn Zauberer Hexenmeister Mohren und solches wanschaffene Teufelsgesindel, das keinen ordentlichen Vater und Mutter vorzeigen kann, wippsen hier des Nachts umher, und diese haben die vielen Fußtritte ausgetreten, die zu dem Wall hinlaufen; denn die Menschen hüten sich wohl, um dieses Revier Fußsteige zu machen. Dieses Gesindel wohnt bis auf den heutigen Tag in unterirdischen Sälen, die noch viele hundert Schuh tief unter den Füchsen liegen, und mancher hat es deswegen tief unter dem Wall heraus oft so wunderlich sausen und klingen gehört, mit ganz andrer Gewalt und andern Tönen, als Füchse und Marder in ihren Löchern machen können. Mit diesem schwarzen Storch ist es ein gar absonderliches Ding. Das wissen alle

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 328. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_328.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)