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Wir erzählten, wie der König seine geliebte Braut von dem Schlosse den Berg hinauf führte. Von da nahm er sie mit in seine Stadt und in seine Königsburg, und zeigte sie bald allem Volk als seine Königin. Und alle Menschen, welche sie sahen, sagten, es sey die allerschönste Prinzessin, die je auf der Erde gelebt habe. Das hat er aber auch gelernt aus den Papieren ihres Vaters, welche die alte Hexe ihm schickte, daß sie eine königliche Prinzessin der Franken und seine Muhme war. Und er hat sich dieses Fundes gefreut und gesprochen: Wir wollen den Haß und Mord der Geschlechter für alle ewige Zeiten durch Liebe versöhnen.

Und sie haben beide Wort gehalten, und hat nie ein glücklicheres und sieghafteres Menschenpaar auf Erden gelebt. Als Nanthilde aber schon eine große und mächtige Königin war, ist sie doch fleißig zu dem Gärtchen gefahren, wo sie als Kind gespielt und wo ihr König und Gemal sich das strohene Häuschen gebaut hatte; und auch zu jenem zweiten Gärtchen, wo nach Austreibung der alten Hexe ein zweites Häuschen wieder gebaut worden war. Bei diesem Gärtchen hat sie neben der Buche an ihres Vaters Grabe eine Kirche gebaut, wo sie oft in Andacht gebetet und sich in Freude der alten Zeiten und in Demuth der Nichtigkeit und Hinfälligkeit aller irdischen Güter erinnert hat.

Und sie und König Hilderich haben viele Jahre mit einander gelebt und einen Sohn gezeugt, der hieß Dagobert, zu deutsch Lichthell, und ist in seiner Zeit ein großer und gewaltiger König geworden. Und Aschenbrödel

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_319.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)