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hallen begann, ging er ein nächtlicher Wandrer unter den Fackeln und Lampen dahin und rief: O menschliche Jämmerlichkeit und Nichtigkeit! allen diesen Glanz kann ein Wort von mir entzünden und auslöschen und sich in eitlem Stolz gebärden, als könne er auch Sonnen und Sterne machen – und ach! das einzige Licht kann ich nicht machen, wobei ich die dunkle Unbekannte und doch so Bekannte, die ich nun so lange schon vergebens suche, finden könnte. Und er eilte mit fliegenden Schritten voll

trauriger Unruhe aus dem Glanze und suchte den Pfad abwärts in den Wald hinein, wo es dunkler war. Und so war er in den Garten gekommen bei Aschenbrödels Schlosse und hatte dort eine Weile in stiller Trauer mit allen Bäumen und Blumen gesprochen, bis das Morgenroth im Ost hernieder zu dämmern begann. Da erschien ihm das liebe Kind im weißen linnenen Gewande gleich einem nächtlichen Geiste von fern auf dem Grabe knieend und betend. Und er schlich sich sanft hin, bei sich sprechend: ich muß doch sehen, was das Wesen da ist, das auch die Einsamkeit sucht. Und er ist gar leise hinzugeschlichen und hat hinter Büschen gelauscht, daß sie ihn nicht erblickte. Aber was hat er sich erlauscht? Als das Kind sich ausgerichtet, um heimzugehen, und die Augen aufgeschlagen, da hat er den Stern der Schönheit gesehen, wornach er so lange vergebens gespäht, und ist vor das Kind getreten und hat es angeschaut, und gesprochen: Wohin eilst du so, Nanthildchen? kennst du denn deinen alten Spieler nicht mehr, dem du den schönen Blumenstrauß geschenkt hast? Und sie hat laut aufgeschrieen vor

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 315. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_315.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)