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Aber sie stellte sich immer so, daß er sie nicht sehen konnte. Er aber ging und schaute rings umher, und schaute am meisten immer nach den Füßen; denn er hoffte, aus dem Schuh werde ihm das Glück kommen. Und es ist wahr, Aschenbrödel hatte, als er hereintrat, auch den Schuh besehen, und sogleich erkannt, daß es sein verlorner Schuh war, und sich erstaunt und bestürzt aber auch gefreut, daß der König ihn gefunden und so großen Preis auf seinen Fuß gesetzt hatte. Aber demüthig in seinem Herzen, ließ es sich nichts merken; denn es sagte: was sollte ich mit dem herrlichen Demant, wenn ich ihn auch gewönne? denn die böse Stiefmutter würde mir ihn gewiß wegnehmen, und mich künftig nur desto baß dafür plagen, und auch deswegen, weil ich ohne ihre Erlaubniß das Haus verlassen habe. Endlich aber ist der König Nanthilden gewahr worden, und da er auf die hohe schlanke Gestalt geschaut, sind plötzlich alle Leute um sie her vor Ehrfurcht ausgewichen, und er hat nun auch die zartesten aller

Füße gesehen und vor Freuden außer sich gerufen: Welche Füße! das ist sie! das ist sie! Nanthilde aber ist erschrocken, und hat sich schnell in den dichtesten Haufen hinein geflüchtet, und so in geschwindester Eile aus dem Saal heraus und durch den Wald zu Hause. Der König hat aber in dem ganzen Saal und draußen unter allen Bäumen und in allen Büschen nach der schönen rothen Maske gesucht und suchen lassen; aber keiner hatte nur die Spur von ihr gesehen, und sie fanden sie nicht. Als es Ein Uhr nach Mitternacht war, da ist trompetet und ausgerufen worden: Jetzt beginnt die

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_312.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)