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werde ausgehängt seyn: der herrlichste Demant in ganz Europa, wohl zehn Millionen Dukaten werth. Laß aber dabei verkünden, es solle bei diesen Festen ganz ein buntes und mannigfaltiges und Sommerleben der Alter Geschlechter und Farben seyn, die fröhliche Gleichheit und Freiheit des Naturlebens, wie Lenz und Sommer sie bringen, und die Tochter des Schäfers so willkommen seyn wie die Tochter des Grafen.

Und dieser Vorschlag gefiel dem Könige wohl, und er hatte große Lauben gebaut mitten im Walde, und viele tausend Geiger und Pfeifer dazu bestellt, und viele Hunderttausende Frauen und Jungfrauen jedes Alters und Standes gesehen, arme und reiche und schöne und häßliche – und alle seine andern Preise war er los geworden, aber den besten Preis hatte er zu seinem Schmerz immer noch behalten. Denn wie viele Füße hatten in den Schuh treten wollen, aber keiner hatte hineingepaßt! Der König ließ dann nach diesen ersten Versuchen auch einen großen prächtigen Laubsaal bauen oben auf dem Berge, wo er den Alten und Nanthilden gesehen hatte und ließ die Wege und Stege dahin bahnen und bereiten. Und der Abend des Festes kam und hunderttausend Fackeln und Lampen leuchteten durch den Wald bis ins tiefe Thal hinab, und jede Buche und Eiche schien ihren eignen Mond zu haben, und viele tausend Musikanten spielten auf, so daß die kleinen Waldmusikanten, die Amseln Drosseln Finken und Nachtigallen, beschämt aus dem Reviere flohen. Und die

alte Hexe und ihre Töchter lebten bei diesem Glanze und Klange gewaltig auf. Sie hatten sich zu diesem Feste die

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_309.jpg&oldid=- (Version vom 15.12.2020)