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soll, mit den Thieren und Vögeln des Waldes allein lebst und mit Blumen und Schmetterlingen wie ein verliebter junger Schäfer spielst. Deine Jahre sind gekommen, du mußt in die Welt hinaus, in den Kampf der Männer, wo um Glorie und Heldenthum gerungen wird. Du sollst auf Ritterschaft reisen und dieser treue Ritter Reginfrid, dein Freund und mein Freund, soll dein Geleiter seyn. Und nun thu mir den Willen und rüste dich! denn ehe die dritte Sonne aufgeht, mußt du auf der Straße seyn. Dieser Befehl des Königs klang dem Prinzen wie ein Donnerschlag; er wollte noch dagegen bitten und sprechen, aber sein Vater erzürnte sich und sprach: Sey würdig und gehorche! ich will keines Seufzerlings Vater heißen.

Der alte Reginfrid rüstete und bereitete alles, und tritt den vierten Tag mit dem Prinzen aus dem Schloßhofe. Und sie ritten über Ströme und Berge, und nach drei Wochen kamen sie in das Land des Königs von Hispanien. Und Reginfrid hielt nirgends an, sondern trieb die Reise immer weiter bis in den äußersten Süden und Osten. Denn weil er des Prinzen Sehnsucht kannte, wollte er ihn gern bis ans Ende der Welt bringen, damit die Heimkehr nicht zu geschwind seyn könnte. Und sie kamen nach Lissabon am äußersten Westmeer, und mietheten dort ein Schiff nach Joppe, und von Joppe ritten sie zur heiligen Stadt Jerusalem hinauf, und von da nach Damaskus und Babylon, und so immer weiter durch die Gränzen der Persen bis nach Indien und in das Land der Chinesen. Und sie hatten manche Abentheuer zu Wasser und zu Lande erlebt, und der Prinz hatte in Kämpfen

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_293.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)