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zwanzig Meilen abwärts Metz im tiefsten Walde seine stille Heimath gesucht und dort schon acht Jahre mit seinem Töchterchen gewohnt. Der junge Prinz aber war der Enkel des Königs , der seinen Vater und dessen Geschlecht vertilgt hatte. Und das wußte er wohl.

Er schlief diese ganze Nacht nicht sondern wachte und betete im Freien und auch in dem Kämmerchen über seinem Kinde. Und ehe noch der Tag anbrach und es kaum dämmerte, weckte er Nanthidchen auf, und sagte: Steh auf! steh auf! mein Kind, und halte hier dein letztes Morgengebet mit mir; denn wir müssen reisen. Jener schöne Jüngling, den du gesehen hast, darf mich nimmer sehen; denn wisse, er ist mein Todfeind und sein ganzes Geschlecht mit ihm. Und Nanthildchen hat diese Worte des Vaters mit Erstaunen und Schrecken gehört, und zum ersten Mal in ihrem Leben hat sie gezittert. Und der Alte hat sich Träger geschafft, Gott weiß, woher, die ihm seine Bücher und Schätze trugen, und er hat sein Kind an die Hand genommen, und einen Feuerbrand an das Häuschen gehalten, und dabei gerufen: Hier wohne nimmermehr ein Sterblicher! und so ist das Häuschen hinter ihnen in hellen Flammen aufgegangen und hat ihnen auf ihrem Pfade nachgeleuchtet; Nanthildchen aber hat bitterlich geweint, als auch der liebliche Garten fern hinter ihnen lag. Und so sind sie vier Tage gewandert durch Wald und Gebirg, bis sie in eine Gegend gelangten, die noch viel einsamer und verschlossener war als die, wo sie gewohnt hatten; und da hat der Alte sich wieder ein stilles verborgenes Thal gesucht und ein Häuschen gebaut und

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_287.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)