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Und Hans ließ sich das einbilden und schaukelte sein leichtes Bündelchen im frischen Trabe fort.

Und sie kamen den Abend noch nach Schweinfurt und nahmen dort Nachtherberge. Und der rothe Herr ließ auftragen, daß ein Kaiser mit ihm hätte zu Tisch gehen können; er aß und trank aber fast gar nicht. Hans dagegen tafelte, wie er in seinem Leben nicht gethan hatte. Nach dem Essen mußte er seinen Herrn auskleiden, und verwunderte sich, daß der Herr mit den Stiefeln zu Bett ging, und sprach: Ist das in eurem Lande so der Brauch? Bei mir zu Lande zieht man Schuh und Stiefeln aus, ehe man sich zu Bett legt. Der Herr aber bedeutete ihn und sagte: Das verstehst du nicht, lieber Hans; das ist auch bei mir zu Lande nicht Brauch. Ich bin auch manche Tage baarfuß zu Bett gegangen; aber mit diesen Stiefeln hat es eine eigne Bewandniß, die hab’ ich in Paris von einem Wunderdoktor gekauft, und sie sind mir theurer als alles Silber, was aus Perus Bergen gegraben wird. Der Doktor hat sie mit den kostbarsten Salben eingeschmiert und sie mir dann selbst angezogen, und gesprochen: Die Stiefeln trage, solange noch ein Stück daran ist, und laß keine Hand daran kommen sie auszuziehen; ich habe dir etwas Seltenes und Gewaltiges drein gethan: die Heilung ist langsam aber sicher. Und Hans riß Augen und Ohren auf und verwunderte sich sehr; aber er glaubte dem Scharlakenen, und ging auch zu Bett. Der Scharlakene war aber der Teufel.

Und nun können die Leute fragen, warum der Teufel als ein mächtiger Herr und großer Potentat so langsam

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 237. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_237.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)