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viel geben, daß Schneeweißchen ein paar Krümchen mitessen kamn.

Und Schneeweißchen lebte nun in der Stube und auf der Flur, und ging nicht einen Augenblick von Christinchen, und schlief des Nachts noch immer auf ihrer Brust. Aber das war doch besonders, daß das Hühnchen fast alle Tage in den Garten zu dem Stein lief, wo es sich im Sommer so oft ihr kühles Bett in der Erde aufgekratzt hatte. Als aber Weihnachten vorbei war und die Tage länger wurden, da legte Schneeweißchen ihr erstes Ei, und Christinchen brachte es mit großer Freude ihrer Mutter. Und von dem Tage an hat Schneeweißchen jeden Tag ein Ei, zuweilen auch zwei Eier gelegt, sieben Jahre lang, solang es gelebt hat, und ist ein rechter Schatz für das Haus gewesen. Von Christinchen aber ist das Hühnchen nimmer gewichen, und wenn diese, welche nun auch größer ward, jetzt im Walde den Kühen nachgehen oder auf dem Feld arbeiten mußte, Schneeweißchen ging oder flog immer mit; gewöhnlich aber trug Christinchen es auf dem Arm, wie ein Ritter seinen Falken trägt. Und das ganze Dorf verwunderte sich über die beiden und über ihre sonderbare Freundschaft, und die alten Weiber verwunderten sich auch, steckten die Köpfe zusammen und munkelten untereinander: wenn es nicht ein Huhn wäre und sich nicht treten ließe wie andere Hühner und nicht Eier legte, die eben so aussehen und schmecken als andre Eier, so mögte man auf seltsame und wunderliche Gedanken kommen.

Aber wenn Schneeweißchen und Chtistinchen auch nicht mehr so viel im Garten saßen und spielten als die

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen/Zweiter Theil. Berlin 1843, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_2_224.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)