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Keinem Menschen darf ich sagen
Meine Sehnsucht, meinen Schmerz,
Die gefühllos kalten Lüfte
Wissen meine Noth allein
Und ihr zarten Blumendüfte
Und du frommer Mondenschein.

     Oder weiß mein holder Knabe,
Weiß mein kleiner Grüner auch,
Was ich Liebes Leides habe?
Weiß es dieser Dornenstrauch?
Ach! er hört nicht, ach! er fühlet
Drinnen weder Leid noch Lust
Und ein schlimmer Zauber kühlet
Ihm mit kalter Nacht die Brust.


Und als Mariechen noch sang, da rauschte es geschwind durch die Büsche herbei und siehe! der alte Greis mit dem weissen Stabe stand plötzlich wieder da, daß sie vor Schrecken von ihrem Schlehbusche auffuhr. Er berührte den Strauch mit seinem Stabe und winkte und murmelte wieder:


Herum! Herum! und wieder herum!
Das Glück ist rund, die Welt ist dumm u. s. w.


und in einem Hui war der Strauch und er selbst verschwunden und wo der Strauch gestanden lag ein schwarzes Hündlein und bellte und sprang bald an das erschrockene Mädchen hinan.

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_464.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)