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eine glückliche Frau geworden. Denn Mariechen hatte die Domschen Geschichten so oft erzählen gehört und hatte sich aus ihnen alles genau gemerkt, was diejenige thun muß, welche den Baurendom erlösen und seine Frau werden will.

Als Mariechen zum ersten Male die Heerde über den Hof und durch das Dorf auf die Wiese hinaustrieb, da jauchzete und jubelte es in ihrer Seele, wie es in dem Seelchen der Lerche jubelt und und jauchzet, wann die Morgenröthe im Ost aufblühet; sie dachte: Nun wird die süße Geschichte mit dem Baurendom bald angehen. Sie kam auf der grünen Wiese zu den andern Knaben und Mädchen, welche dort Heerden hüteten, sie sah im Hintreiben durch das Dorf manchen hübschen Gesellen und Knaben, aber sie sah keinen, bei welchem es ihr däuchte, daß er ihr Baurendom seyn könnte, und sie seufzete tief: O sollte es hier in Weiseritz nicht seyn? o sollte er hier nicht kommen? Das Dorf und diese Wiese und dieser grüne Eichwald ist doch grade so wie in der Geschichte selbst. Aber der Dom kam nicht. Das liebe Kind sah im Dorfe und auf der Wiese genau umher, sie gab an den Kirchthüren Acht, sie guckte in alle Fenster, ob nicht ein Baurendom hinter ihren Scheiben lausche, sie fragte die Sonne und den Tag, sie fragte den Mond und die Sterne, sie

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 455. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_455.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)