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traurig sind sie alle heimgekommen. Mariechen aber ist richtig hingekommen, wohin sie wollte, wiewohl das Dorf, wo der Baurendom verwandelt werden sollte, an fünfzehn Meilen von ihres Vaters Hause war. Und als sie in das Dörfchen ankam, das Weiseritz hieß, klopfte sie an die Thüre eines Hauses, wo sie eine freundliche Frau durch das Fenster gucken sah, und ihr ward aufgethan. Und sie hat sich bei der Frau, die eine Bäuerin war, als kleine Magd verdungen; aber das ist so leicht nicht gegangen. Die Bäuerin sah das hübsche Kind, als es in seinen netten Kleidern hereintrat und fragte, ob sie nicht eine kleine Magd im Dienst brauchen könne, ganz verwundert an und sprach: Mein Kind eine kleine Magd gebrauchte ich wohl, aber eine kleine Magd, wie du mir aussiehst, kann ich nicht gebrauchen. Sage mir nur, wie kommst du hieher? haben deine Aeltern dich verloren? hast du dich etwa von der Straße verirrt? oder bist du heimlich aus deiner Aeltern Hause gegangen? Sage es mir, und fürchte dich nicht: wir wollen dich gern wieder hinbringen. Das Kind antwortete ganz beherzt: Das kann ich euch alles nicht sagen, Mutter. Genug ich bin ein christliches ehrliches Kind und will als kleine Magd bei einer Bäuerin dienen; warum ich das aber will, das darf ich keiner Seele sagen. Ich kann

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Ernst Moritz Arndt: Mährchen und Jugenderinnerungen. Erster Theil. Berlin 1818, Seite 453. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Arndt_M%C3%A4hrchen_1_453.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)