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Aber wohl dir! – köstlich ist dein Schlummer,

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     Ruhig schläft sichs in dem engen Haus;

Mit der Freude stirbt hier auch der Kummer,
     Röcheln auch der Menschen Qualen aus.
Ueber dir mag die Verläumdung geifern,
     Die Verführung ihre Gifte spein,

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Ueber dich der Pharisäer eifern,

     Fromme Mordsucht dich der Hölle weihn,
Gauner durch Apostel Masken schielen
     Und die Bastarttochter der Gerechtigkeit,
Wie mit Würfeln, so mit Menschen spielen,

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     Und so fort bis hin zur Ewigkeit.


Ueber dir mag auch Fortuna gaukeln,
     Blind herum nach ihren Buhlen spähn,
Menschen bald auf schwanken Thronen schaukeln,
     Bald herum in wüsten Pfüzen drehn;

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Wohl dir, wohl in deiner schmalen Zelle;

     Diesem komischtragischem Gewühl,
Dieser ungestümmen Glückeswelle,
     Diesem possenhaften Lottospiel,

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Anthologie auf das Jahr 1782. J. B. Metzler, Stuttgart 1782, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Anthologie_1782_029.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)