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wurde aber noch größer, als sich alsbald (aus der Glocke selbst wol) eine laute Stimme vernehmen ließ:

„I heiß’ Susanne,
in St. George will i hange.“[1]

Natürlich wagte man jetzt nicht mehr, noch länger einem so offen sich kund gebenden höheren Willen sich zu widersetzen. Man kehrte also um und fuhr mit der Glocke wieder gegen St. Georgen zurück, wohin sie sich auch gerne und leicht bringen ließ. – Noch jetzt heißt eine der Glocken auf dem Turm der Kirche von St. Georgen Susanne.

Wir haben also auch hier einige der von Uhland in den „Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage“ (Band VIII, S. 588) aufgezählten Hauptzüge der so zahlreichen Glockensagen: den Namen Susanne, den Eigenwillen der Glocke, den Neid der Städter gegen schöne Dorfglocken, die Treue letzterer gegen ihre rechte Heimat.


2. DER SEE.

Hinter der Pfarrkirche von St. Georgen bei Freiburg, etwa 10–15 Minuten nach Norden von derselben entfernt, liegt an der Straße nach Opfingen, bevor dieselbe in den Mooswald sich hineinzieht, eine viereckige Niederung im Ackerfeld mit einem Rain von 1–3 M. Höhe. Von dieser Einsenkung ist bald eine größere, bald eine kleinere Fläche mit Wasser bedeckt. Der ganze Raum ist sumpfig, mit Weiden, Schilfrohr usw. bewachsen. Das Wasser aber ist namentlich in der Mitte und insbesondere an drei Stellen, „Brunnen“ genannt, angeblich unergründlich tief. Man hat schon mit zwei aneinandergebundenen Gerüststangen hinabgestoßen, auch mit zwei sog. Mattenschnüren gemessen – alles ohne auf den Grund zu kommen. Schon öfters suchte man diesen See aufzufüllen, aber noch nie ist es – für die Dauer – gelungen. So hat man z. B. bei der Erbauung der jetzigen Kirche, in den Jahren 1866 ff., alle Steine und allen Schutt von der alten Kirche – die an demselben Platz wie die neue, nur in anderer Richtung, nämlich der Landstraße entlang, also westöstlich stand – dahin geführt und dort abgeladen, so dass


  1. Ganz ähnlich lässt sich die Glocke zu Bernsweiler hören. Vgl. Otte, Glockenkunde ², 169 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XX. Hanstein, Bonn 1892, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XX_211.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)