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Burgerschaft der Fürstlichen Residenz-Statt Carolsruhe“ ward er fälschlich als Eychenroth eingetragen. Doch hat er bald seinen richtigen Namen vorteilhaft bekannt gemacht. Er erwarb sich das Vertrauen aller Kreise in hohem Grade. Im Jahr 1738 wurde ihm das Amt eines „Stadt- und Landphysikus“ übertragen, das er bis zu seinem Tode 1747 begleitete. Zwischenhinein war er auch Ephorus des dortigen Staatsgymnasiums. Als tüchtiger Botaniker ward er mit der Herausgabe eines Teiles des Pflanzenkatalogs über die bedeutenden Gärten des damaligen Markgrafen Karl betraut. Das war der Ururgroßvater des jüngst verstorbenen Dichters. Die Zwischenglieder der wirklich „guten Familie“ bildeten ein hervorragender Mediziner, (markgräflicher Leibarzt, tit. Hofrat) ein badischer General und ein Präsident im Ministerium des Innern († 1844).

Als der Sohn des letzteren, damals Kreisrat zu Durlach, wurde Ludwig geboren – „der geborene Dichter“ als Sohn eines Dichters; denn der glückliche Vater schuf in jenen glücklichen Tagen auf den Geburtstag des regierenden Großherzogs Ludwig (9. Febr.) ein „vaterländisches Drama“, ganz im Stile Schillers, schön in der Form, gedankenreich, gefühlvoll, echt poetisch, so dass wir uns hier in eine ganz andere Zeit als jene etwas steifleinene der zwanziger Jahre versetzt glauben.[1] Erzogen wurde Ludwig in Säckingen, Heidelberg und Karlsruhe. Zu Heidelberg, Freiburg und München studirte er die Rechtswissenschaft, daneben aber auch mit besonderem Eifer Archäologie, deutsche Kulturgeschichte und neuere Philologie. Als richterlicher Beamter war er angestellt in Karlsruhe, Stockach, Baden, Bühl (1864) und Lahr (1871).

L. Eichrodts Vorliebe für schwäbische Eigenart wäre also wol ein Stück geistiger Familienerbschaft. „Blut wird nicht zu Wasser.“ Es fand in Württemberg in den verflossenen 2–3 Jahrzehnten kaum irgend eine öffentliche Feierlichkeit


  1. Wir halten uns in diesem Punkte an die hieraufbezüglichen Mitteilungen des Nekrologs der Karlsruher Nachrichten Nr. 21. 22 vom 17. und 19. Februar 1892. Zugleich nehmen wir Anlass, auch zu erwähnen, dass eine Tochter des Urgroßvaters (Schwester des Generals), die an Kirchenrat Prof. Böckmann verehelicht war, aus reiner Begeisterung für die Dichtkunst einen Freund ihres Gatten, den bekannten F. G. Klopstock, 1774 und 75 in ihr Haus (Schlossplatz 9) aufnahm.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XX. Hanstein, Bonn 1892, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XX_008.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)