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hatte der Ort dann eigene Pfarrer, nämlich 1720–1721 Israel Ludwig Gebhardt, der jetzt in Blansingen amtiert, 1721 bis 1732 Christian Hallbusch, welcher seines Dienstes entlassen wurde und nun in Durlach als Privatmann lebt. 1732–1735 Andreas Laurenz Mayer, so jetzt zu Eggenstein ist. 1735 bis 1740 Friedr. Joachim Kieffer, der nun Diakonus in Emmendingen ist. 1740–1742 Paulus Amberger, nunmehr zu Langensteinbach.

Als Lehrer finden wir den Schulmeister Pauli, der wegen seines hohen Alters die neuangeschaffte Orgel nicht schlagen und auch sonst der Jugend nicht mehr recht vorstehen kann. Es wird deshalb von den Ortsvorgesetzten gebeten, ihm als Adjunkt den Schulkandidaten Georg Keller von Staffort beizugeben. Außer einer neuen Orgel (vielmehr nur ein Positiv) für 76 Gulden sind 1742 auch zwei „mittelmäßige“ Glocken von der Gemeinde angeschafft worden.

Ein Schulhaus existiert um diese Zeit (auch das ganze 18. Jahrhundert hindurch) in Mühlburg nicht; der Lehrer hält in seinem eigenen Hause Schule und erhält dafür von der Gemeinde einen Mietzins.

Die Gemeinde besteht aus 51 evangelisch-lutherischen Haushaltungen, 9 römisch-katholischen und 4 reformierten (Calvinisten). Juden sind keine da.

In Graben wird Beschwerde darüber geführt, dass Kaspar Dieffenbacher sich immer noch in einem alten Keller des abgebrannten Schlosses nebst einem seiner Kinder aufhalte, seine Frau und die übrigen Kinder aber bei seinem Schwiegervater seien. Auch lebe gedachter Dieffenbacher wie ein Heide, indem er seiner Frau mit Ermorden, dem Schultheiß aber mit Brand gedroht habe, so dass niemand mehr sich getraue, ihm etwas zu sagen.

Die Kirche zu Graben wurde 1706 neu aufgebaut, nachdem sie (1689) von den Franzosen eingeäschert worden war; es befinden sich darin im Jahre 1742 manche Grabsteine, welche den im benachbarten Philippsburg verstorbenen evangelisch-lutherischen Offizieren gesetzt worden waren. Glocken sind es drei, eine von 11 Zentner, eine von 5 Zentner und eine von 80 Pfund. Auf der mittleren stehen die Namen des Amtmanns Kemling und des Pfarrers Obermüller und anderer Personen. Die kleinste wird nur in Kriegszeiten, wenn die andern geflüchtet sind, geläutet.

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Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXXVI. Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1908, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXXVI_183.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)