Seite:De Alemannia XXXVI 182.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dem Pfarrer Vetterlin in Eggenstein will es nicht gefallen, dass die Gemeinde nach gehaltenem Gottesdienst, wenn was auszumachen sei, ins Wirtshaus laufe; auch will er dem Lehrer nicht erlauben, die Leichenpredigt zu halten, weil er meinte, derselbe trüge in derselben absurde Dinge vor. Die jüngere der beiden Hebammen wurde garrula et in vestitu sordida (geschwätzig und in den Kleidern unreinlich) befunden und deshalb bestraft.

Die weltlichen Ortsvorgesetzten von Graben sind mit ihrem Pfarrer nicht zufrieden, er sei ihnen zu „schläfrig und halte mit dem Lehrer gute Freundschaft, die nächtliche Frequentierung des Schulhauses komme der Gemeinde sehr verdächtig vor“.

In Söllingen klagt Pfarrer Waag wegen des nächtlichen Spielens in den Wirtshäusern.

Die 1739er Visitation bietet nichts Bemerkenswertes.

Bei der 1740er Visitation hat man in Knielingen darüber Beschwerde zu führen, dass der Pfarrer „oft in die Städte und anderswo reisete“ und dass die Schule sehr schlecht besucht werde.

In Linkenheim wünscht man, dass die Vesper zeitlicher anginge wegen des zu großen Mangels an Licht in der Kirche.

Die Gemeinde Graben „wünscht sich keinen bessern Pfarrer, weil er sich in allen Stücken so geändert, dass keine Klage mehr über ihn zu führen sei“.

In Berghausen wird besonders getadelt, dass die Jugend während des Gottesdienstes die Ochsen auf die Weide treibe.

Das Protokoll der 1742er Visitation enthält einige geschichtliche Aufzeichnungen, weshalb wir näher auf dieselbe eingehen werden.

In Mühlburg finden wir den soeben ernannten Pfarrer Johann Daniel Schlotterbeck, geb. 1721 in Karlsruhe, wo sein Vater fürstlicher Hofrat war; er studierte zuerst daselbst auf dem Gymnasium (Durlach!), bezog 1736 die Universität Tübingen und machte 1740 sein Examen. Seine Hauptarbeit ist, „wegen denen Papisten und Calvinisten zu vigilieren“. Das Pfarrhaus wurde um das Jahr 1720 erbaut aus Kollektengeldern; vorher hatte Mühlburg keinen eigenen Pfarrer, sondern wurde von Knielingen aus mitversehen. Der Gottesdienst wurde vorher meistenteils in einem Wirtshause abgehalten. Von 1720 an

Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXXVI. Friedrich Ernst Fehsenfeld, Freiburg 1908, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXXVI_182.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)