Seite:De Alemannia XXI 177.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

„beispiellose“ Ueberschwemmungen statt, welche Tausende in die größte Not, oft um fast das ganze Besitztum brachten. Da im ganzen Land für dieselben gesammelt wurde – und zwar nicht nur Geld, sondern auch Weizen, Roggen, Bohnen, Kartoffeln u. a. Naturalien –, so beschloss das Konsistorium am 15. Nov. 1824, sämtliche Akademiker mittelst öffentlichen Anschlags zur Veranstaltung solcher Sammlungen einzuladen. Das Ergebnis der ins Werk gesetzten Sammlung war nach dem am 16. Dez. vorgetragenen genauen Bericht folgendes: Von Professoren, Dozenten, Beamten und Dienern der Universität – von denen übrigens auch einige schon anderswohin Beiträge leisteten – wurden beigesteuert bis dahin: 239 fl. 52 kr. Von den Studenten brachten die Theologen 47 fl. 19 kr., die Angehörigen der philosophischen Fakultät 40 fl. zusammen. Die Beiträge der beiden andern Fakultäten sind nicht angegeben.

Wie die Studenten verdiente Lehrer zu ehren wussten, bei Festlichkeiten sich hervortaten u. s. w., davon wird weiter unten die Rede sein.

Ungleich wichtiger als das bisher aus dem Studentenleben mitgeteilte, von einer Bedeutung für die allgemeine deutsche Geschichte jener Zeit, ist das Kapitel, zu dem wir uns jetzt zu wenden haben, das Kapitel von den studentischen Vereinigungen jener Zeit.

Am 12. Juni 1815 war in Jena die allgemeine deutsche Burschenschaft gegründet worden. In den nächsten Jahren hatte sie sich auf eine große Anzahl deutscher Universitäten ausgedehnt. Schriftlich wurden ihre Gedanken weitergetragen in Ludens „Nemesis“ und in Okens[1] „Isis“. – Das Wartburgfest (1817) und die Ermordung Kotzebues (1819) bewirkten, dass


  1. Aus der Teilnahme Okens an den burschenschaftlichen Bestrebungen erklärt es sich, dass die medizin. Fakultät an der Albertina, als sie 1819 willens war, Oken auf die erledigte Lehrkanzel der Physiologie zu berufen und ihm nach Jena Anträge zu machen sich anschickte, doch es für geraten hielt, vorerst beim Ministerium anzufragen, „da Oken persona ingrata seyn könnte“. – Als man dann – nach einem Briefwechsel mit Staatsrat Eichrodt – doch an ihn schrieb, zerschlugen sich die Verhandlungen an Bedingungen Okens, „deren Gewährung theils von der Hohen Schule nicht abhänge, theils – soviel nämlich den Gehalt anlangt – nicht bewilligt werden konnte.“
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_177.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)