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gab er sinnigen (wenn auch nur mittelbaren) Ausdruck durch seine deutsche Ausgabe des „Haushalts von Sir Thomas More“ 1861, eine glänzende Uebersetzung aus dem Englischen, von der unter dem neuen Titel „Margaret More’s Tagebuch 1522–35“ bei Ferd. Schöningh in Paderborn die 4. Aufl. 1878 und die 5. Aufl. 1892 erschien. Diese Denkwürdigkeiten, die er in Deutschland weiteren Kreisen zugänglich macht, sind eben durch die feinsinnige Uebersetzung Bacmeisters der Weltliteratur einverleibt worden. – In die vaterländische Vergangenheit zurück versetzt er uns durch die Veröffentlichung der „Cronica des Hailigen Röm. Reichs Statt Reüttlingen“ von Johann Fizion († 27. Januar 1653) im Jahr 1862, eine Arbeit, die nicht bloß seinen tiefen geschichtlichen Sinn, sondern auch sein zartes Verständnis für die kennzeichnenden Formen der schwäbischen Mundart des 17. Jahrhunderts, welche hier zu bemerkenswerter Geltung kommt, bekundet.

Bereits hatte er zu wiederholtenmalen einen seiner besonderen Veranlagung mehr entsprechenden Wirkungskreis gesucht und sich auch um verschiedene, seinen wissenschaftlichen Neigungen zusagende staatliche Aemter in Stuttgart und Tübingen beworben, bis er endlich ohne sein Zutun im Herbst 1864 eine Berufung in die Redaktion der Allgemeinen Zeitung nach Augsburg erhielt. Hier entfaltete er eine überaus reiche praktische Tätigkeit, indem er einerseits in gerne gelesenen Leitartikeln für die staatliche Wiedergeburt Deutschlands im Sinn der preußischen Politik erfolgreich wirkte, anderseits aber auch mit großem Eifer seine Forschungen auf dem Gebiet der heimatlichen Ortsnamenkunde fortsetzte. Ein abgerundetes System dieser kulturgeschichtlichen Hilfswissenschaft legte er der philosophischen Fakultät der Tübinger Hochschule vor, welche ihm sodann hiefür 1865 den Doktorgrad verlieh; von der eigentlichen Ausführung seines großartig angelegten Planes ist aber nur ein Band erschienen: „Alemannische Wanderungen“ (Ortsnamen der keltisch-römischen Zeit und slavische Siedlungen) 1867. Ein Meister des deutschen Stils, verstand er auch den sprödesten Stoff anschaulich und unterhaltend zu gestalten. Wo ein anderer vor lauter Rätseln verzweifelt wäre oder wenigstens seine Weisheit für sich behalten hätte, weiß sein gesunder Mutterwitz mit lachendem Munde die wahrscheinlichste Lösung derselben glaubhaft zu

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Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_108.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)