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Heilbronn), in welchem er es mit entschiedenem Glück zum erstenmale unternahm, wirkliche Perlen der deutschen Dichtung, die nach seiner Ueberzeugung zugleich für den guten Vortrag sich besonders eignen, nach den Bedürfnissen der lernenden Jugend in stufenmäßiger Reihenfolge zusammenzustellen.

In seiner freien Zeit war er sowol hier, als auch in Ulm und Esslingen, wo er in der Folge Verwendung fand, zugleich der Schüler seiner Leibwissenschaft. Und als er endlich im Herbst 1857 mit dem Antritt der Präzeptoratsstelle an dem Lyceum zu Reutlingen seine Wanderjahre beschloss, war er bereits anerkannter „Meister“, berufener Wortführer der jugendlichen Germanistik seiner württembergischen Heimat. Und was solcher bevorzugten Stellung erhöhte Bedeutung verlieh, war der Umstand, dass er es wie kein Zweiter verstand, die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung in seltener Weise genießbar zu machen und sie für das nachwachsende Geschlecht und den gebildeten Mittelstand fruchtbar zu gestalten.

Mit allem Eifer war er zunächst beflissen, den vollen Sinn und Geist der mittelhochdeutschen Heldendichtung durch die Mittel unserer heutigen Schrift- und Umgangssprache seiner Umgebung mitzuteilen. Die vortrefflichen Neubearbeitungen des Nibelungenlieds (Verl. v. Bode 1853, später P. Neff Stuttg. 2. Aufl. 1874, 3. A. 1886), der Gudrun (Neff, 1860 u. 74) und von Freidanks Bescheidenheit (ebenda 1861 u. 74) haben unter seiner zauberfertigen Hand den Rang einer „formalen Stufe“ des mittelhochdeutschen Lernens, Begreifens und Denkens – der natürlichen Vorschule für das reifere Verständnis und den höheren Genuss der alten Volksdichtung erlangt.

Die schleswig-holsteinische Frage rief vorübergehend den „Politiker“, den er ein volles Jahrzehnt hindurch verleugnet zu haben schien, wieder auf den Plan: im Jahr 1860 warf Bacmeister zu Schutz und Trutz unter dem Pseudonym Theobald Lernoff seine deutschen Sonette in die gärende Welt hinaus, um sie für Wahrnehmung und Ausübung nationaler Rechte zu begeistern. Von den 36 Gedichten der längst vergriffenen Schrift ist eine Auswahl von 13 Nummern in den „Abhandlungen und Gedichten“, herausgegeben von Hartmann, Klaiber und Schmid, 1886, wiedergegeben. – Seiner Ansicht über die Stellungnahme des Bürgers zu innerpolitischen Fragen

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Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_107.jpg&oldid=- (Version vom 30.1.2020)