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einschreibt.“ Da merkte der Bauer, mit wem er es zu tun habe, ritzte sich den Finger und schrieb mit dem daraus tropfenden Blute in das Buch die Namen: Jesus, Maria, Joseph. Kaum war er damit fertig, so verschwand das Schloss mit der ganzen Sippschaft, und er sass allein in einer wildverwachsenen Hecke, aus der er, bei der tiefen Dunkelheit, sich nicht winden konnte. Er wartete daher, bis es hell war, machte sich dann mit dem Buche, das bei ihm liegen geblieben, heraus, und fand in demselben die Namen einer Menge Leute mit Blut eingeschrieben.

Hier tritt also noch die Aufforderung, dem Bunde beizutreten, die Unterschrift in einem Buche und das Behalten des Buchs durch den Bauer hinzu. Der erste Bestandteil unserer Sage zeigt sich hier also schon völlig ausgebildet. Auch landschaftlich ist uns diese Fassung nähergerückt.

Der zweite Teil der Sage führt uns in den Kreis des Doktors Faust, des weitbeschreiten Zauberers. Die gleichlaufende Erzählung gehört zu den sogenannten Erfurter Geschichten, die als ein Zusatz von sechs Kapiteln sich zuerst in der Ausgabe des Volksbuchs vom Doktor Faust von 1589 finden und von da aus sich in spätere Drucke verbreitet haben.[1] W. Braune hat in seiner Ausgabe des Volksbuchs nach dem ersten Drucke von 1587[2] nach einem Drucke von 1590 als Anhang II die Erfurter Geschichten mitgeteilt. In Kapitel 56 wird da erzählt, dass Faust seinen Freunden in Erfurt eine Gasterei habe geben wollen. Als sie erscheinen, finden sie nichts zugerichtet. Faust klopft aber nur mit dem Messer auf den Tisch, so erscheint ein Diener, an den er die Frage richtet: „Wie schnell bist du?“ Auf die Antwort: „Wie ein Pfeil“ wird er fortgeschickt, ebenso ein zweiter Diener, der eine Geschwindigkeit wie der Wind verspricht; der dritte endlich, der so schnell ist wie die Gedanken der Menschen, ist der Rechte und hat nun Speise und Trank nach Wunsch herbeizuschaffen.

Am nächsten stellt sich in einem Punkte zu unserer Fassung das Geißelbrechtische Puppenspiel vom Doktor Faust.[3] Hier


  1. Vgl. Zarncke in den Berichten der sächs. Gesellsch. d. Wissenschaften, phil.-hist. Kl. Bd. 40 (1888), S. 181–202: Zur Bibliographie des Faustbuchs.
  2. Neudrucke deutscher Litteraturwerke des 16. u. 17. Jahrh. 7/8. Halle 1878. Vgl. darin S. 136–138.
  3. Scheible, Kloster, V, 761 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXII. Hanstein, Bonn 1894, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXII_078.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)