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Die Langsamkeit ist ein Stück vom deutschen Nationalgenie. Sie wirkt, sagt ein berühmter Schriftsteller, eben die Tugenden, deren Fehler die Flüchtigkeit der Behandlungen bei andern Staatsverwaltungen eingeführt hat: eine hinlängliche Ausreichung der Materie und Festigkeit im Urteile.
Fliegendes Bl. 1772.

Alle Bemühungen zu Erweckung des Nationalsgenies würden ohne Beyhülfe der Litteratur vergebens sein.
Ans. Rab. Reise durch Ober-Deutschland I 17.

Wenn man seine Gegner beschämen will, so muss man zum Mindesten ihre Fehler nicht nachahmen, sondern sie übertreffen.
Ebenda I 42

Das was bey großen Staaten ein Unglück ist, ist in kleinen gewiss ein Laster.
Ebenda II 59

ABIRLINGER     


SAGEN

1 DAS MÖNBACHWEIBCHEN eine fränkische Sage

In der Müle zu E. saßen am Abend vor Weihnachten durstige Brüder und lockere Zeisige und zechten biß zur elften Stunde. Als schon die Glocken zur Christmesse ertönten, so graußte es den Gästen und beim Nachhausegen sahen sie die Kirche schon erhellt und die frommen Gläubigen schritten dem Gotteshause zu. Einer blib sizen, spottete über die frommen Beter und rief: noch ein Glas! Dises kredenzte im aber nicht mer die Müllerin, welche sich zur Kirche aufgemacht hatte. Da wurde es im unheimlich in der Müle, er machte sich auf und taumelte den Wald entlang dahin. Am Saume des Waldes begegnete im das Mönbachweibchen in unheimlicher Gestalt, wis im den Weg, aber in ein Reich, woher er biß auf disen Tag nicht mer zurückgekert ist. – Einmal erschin es bei ganz armen Eheleuten, die nur ein einziges Kind, einen dreijärigen Son hatten. Da es die schwache Seite diser Leute, nämlich ire Armut kannte, so bot es inen vile blanke Taler an, wenn sie im iren Son verschreiben würden. Der Pakt wurde geschloßen, daß nach 22 Jaren von heute an das Mönbachweibchen sein Eigentum heimholen dürfte. Den Eltern erwachte bald ir Gewißen, sie sahen die Taler nicht mer an und das künftige Loß ires Kindes gieng inen tief zu Herzen. Gern hätten sie den Vertrag wider gelöst, allein das Mönbachweibchen ließ sich nie widersehen. Die Mutter konnte ir

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XV. Hanstein, Bonn 1887, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XV_132.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)