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gewesten Teuffels-Knecht im Werck wolle erfaren lassen, daß Er, der große Zebaot, weit stärcker und mächtiger als der Satan seye! Hierauf hat er auf mein getanes vorsprechen disem Seelen-mörderischen Feind freudig abgesaget, und den verlassenen Tauff-Bund wider erneuert, mit angehengtem Versprechen, daß er sich fürohin sowol vor der Teufflischen Freund- und Gemeinschaft, als auch andern groben Sünden und Uebeltaten, allermeist aber vor böser und verfürerischer Gesellschafft, vor allem ehmals beliebten leichtfertigen spilen und rauffen fleissigst hüten und versehen wolte.

Als er dises kaum ausgeredet hatte, so ließ er sich zu einem grausamen und entsezlichen Anfall und Sturm deß bösen Feindes an, der sich anfangs in Gestalt eines großen Rabens (deß Schulzen Bericht nach), bald darauf aber weit abscheulicher präsentiret, und in auf das härteste betrohet, wo er sich nicht alsobald von mir hinweg begeben, und dise Buß-Gedanken faren lassen wurde. Wiewoln er nun anfangs sich tapffer und freudig bey solchem angehenden Kampf aufgefüret, und gute Hoffnung zum bevorstehenden Sig gemachet, so nam doch der Teufflische Anfall je mer und mer so hefftig überhand, daß der arme Mensch sich durch kein zureden in meiner Behausung länger wolte aufhalten lassen. Ich mochte sagen was ich wolte, so war sein Verlangen nach der Straßen, weilen ihm (wegen gar zu harter Betrohung deß Satans) schlechterdings unmöglich seye, länger bey mir zu verbleiben, doch solte ich gewiß glauben, daß er sich lieber wolte in Stucken zureißen, als dem Teuffel weiter zu dienen bereden lassen. Ach daß ich wissen möchte (sagte er mit seuffzen) wie einem solchen Menschen zu mut, der diser schröcklichen Höllen-Band befreyet ist! Weiln aber alle angewandte Müh und Arbeit, disen Menschen anzuhalten, umsonst gewesen, so hab ich in aus meiner Behausung in eine benachbarte Wonung gefüret, dem Haußvater zu sorgfältiger Verpflegung und Verwarung auf das ernstlichste anbefolen, dahin stets gedenckend, wie und welcher gestalt disem Armseligen völlig möchte geholffen, ja alle gute Anstalt zu bevorstehendem schweren und schröcklichen Nacht-Kampf gemachet werden. So bald ich aber besagter Wonung den Rucken zugekeret, so wolte sich der hart-verstrickte Mensch allda auch nicht länger anhalten lassen, er trang mit Gewalt (zweiffelson auf hartes Teufflisches zusezen) wider aus der Herberg heraus, und wurde von hier flüchtig, daß er nicht mer gesehen, noch von im das geringste weiter gehöret worden. Ich stehe dahero in großen Sorgen, er seye entweder vom Satan nach Verfließung der restirenden siben Tag zerrissen, oder auf andere Weise hingerichtet worden. Keines weges trau ich ihm zu, daß er in eine neue Bündnuß mit dem Feind getretten seye. Ja eben dahero, weil er weiter nicht gesehen worden, mutmaße ich, daß der Satan zwar Macht und Gewalt über den Leib bekommen, doch aber seiner Seelen hab schonen müssen.

c Was sich vor ungefer 40 Jaren zu Memmingen vor ein merckwürdiger

Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XI. Marcus, Bonn 1883, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XI_041.gif&oldid=- (Version vom 31.7.2018)