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2 Herzogenhand

Acht Kilometer östl. von Bitsch an der Straße, die nach Weissenburg durch dichte Wälder zieht, ligt der aus wenigen Häusern bestehende Weiler Herzogenhand. Auf einem Hause ist eine abgehauene Hand abgemalt mit der Umschrift: Main du prince. Früher war dises Zeichen in einem Felsen an der Straße eingehauen, es wurde jedoch bei Erweiterung der Straße zerstört. Man erzält von disem Zeichen, daß einst zwei fürstliche Brüder sich entzweiten und sich bekriegen wollten. Um jedoch ire Völker zu schonen, kamen sie überein, allein gegen einander zu kämpfen. Im Kampfe verlor der eine Bruder die eine Hand, wo jezt der Weiler stet, floh in den Wald, der noch jezt Herzogskörper heißt, und wurde dort von dem verfolgenden Bruder vom Pferde gestochen. Sein Körper wurde in einer silbernen Lade im Kloster Stürzelbronn bestattet.

Nach anderer Meinung hätte der Herzog falsch geschworen und seinen getreuen Waffengenossen verräterisch überfallen. Im Kampfe verlor er die rechte Hand.

Vgl. Alsatia 1858/61 S 274.


3 Küner Sprung

In der Nähe des Dorfes Eppenbrunn NO von Bitsch ligt ein hoher, auf der einen Seite jäh abfallender Fels. Von im soll einstmals ein Reiter, hart bedrängt von seinen Feinden, im künen Sprunge hinabgesezt und unversert unten angekommen sein. Das Pferd trug seinen Reiter noch eine Strecke, brach dann aber tot zusammen.


4 Die Totenköpfe

Am Hange des Kühberges unweit des hochgelegenen zerstreuten Gebirgsdorfes der Hub ligt ein merkwürdiger Felsen, auf dem ehemals drei lachende Köpfe ausgehauen waren. Der Stein ist jezt verstümmelt und weist nur noch ein eingeriztes menschliches Gesicht auf. In der Umgegend ist der Stein bekannt unter dem Namen „die Totenköpfe“. Der Volksglaube vermutet unter dem Stein Schäze und schon mancher Umwoner hat verstolen zur nächtlichen Stunde vergebens dort nach Schäzen gegraben. Besser gieng es einem Knechte von der Hub, der am Abend an dem Felsen vorüber fur. Er sah da plözlich einen Haufen glühender Kolen ligen, stig ab, nam eine der Kolen und legte sie auf seine Pfeife, um den Taback in Brand zu sezen. Als er zu Hause ankam, fand er in seiner Pfeife ein blankes Goldstück. Eilends lief er zurück, konnte jedoch den Kolenhaufen nicht mer finden.


Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XI. Marcus, Bonn 1883, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XI_028.gif&oldid=- (Version vom 31.7.2018)