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sich alldorten gleich bey dem Kopffen-Kiß der alten Hexel nider. Die zwey Männer stellten sich herauß vor dem Hauß an das Fenster, umb zusehen, ob sie wol dem geistlichen Herrn, den sie so übel verhexet, beichten werde, und ob sie zwar in der Beicht dessen nicht die geringste Meldung thate, wendete sie sich doch nach derselben zu dem Herrn Beneficiaten mit disen Hexenwürdigen Worten heraußbrechend: weist du Pfaff, wer die jenigen geweßt, so dich verzaubert hat? und als er sagt: nein, er wisse es nicht; sagte sie widerumb: du hast dessen auff mich, doch nit ohne Ursach und Fundament, den Argwohn gelegt, dann ich bin die jenige, welche dich wegen oben erzehlter Ursach verzaubert. Der Beneficiat fangt an zu bitten, sie wolle ihm die vorige Gesundheit widerum zustellen, sie antwortet: sihe die bestimbte Zeit nahet sich und ich muß sterben, nach meinem Tod wird sichs fügen, daß du in wenig Tägen curiert seyn werdest: wie auch erfolget, dann nach vollendten mit dem Teufel ehe vor eingegangenen Termin und Pact ist die alte Hex gestorben, besser geredt, verrecket, und der Geistlich nach 30 Tägen widerum gantz frisch und gesund worden. Auß welchem dann sich von selbsten ergibet, wie schändlich die jenige, welche der Hexen Bezauberungen nur für Mährlen, Fablen und närrische Einbildungen halten, betrogen werden, angesehen dero particular Meynung der heiligen Schrifft, geistliche und weltlichen Recht, ja der vast täglichen Experientz selbst entgegenlauffet.

ABIRLINGER     


DER GROSZE JARTAG AUF DEM WURMLINGER BERG[1]
I
Hirschau, den 23. September 1348

Auf Anfrage des Abtes Hermann von Kreuzlingen, in welcher Weise laut Stiftung eines gewiszen Grafen von Calw das dem Kloster Kreuzlingen aufgetragene Anniversar auf dem Wurmlinger Berge bei Rottenburg begangen werden müsze, antworten der Dekan Berthold in Boltringen und der Kammerer Gebhard im Namen des Capitels zu Boltringen.

Pergamenturkunde im thurgauischen Kantonsarchiv zu Frauenfeld, Abt. Kreuzlingen, Lade 148, Nr. 1.

Vniuersis ac singulis presentes inspecturis Bertholdus decanus capituli in Boltringen[2] ac Gebhardus camerarius totaque vniuersitas confratrum eiusdem capituli Reuerentiam in


  1. So heißt volkstümlich der sog. Kalwer Jartag.
  2. OA Herrenberg, alt Baltharingen.
Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger, Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XIX. Hanstein, Bonn 1892, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XIX_061.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)