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Hause erhängte. Auf weitere Nachforschung verzichtete die Obrigkeit, da in die Untersuchung villeicht die Hälfte der Einwonerschaft verwickelt worden wäre.

Dom Augustin Calmet, Dissertations sur les apparitions des esprits et sur les vampires ou les revenans de Hongrie de Moravie etc. Einsidlen. 1749. p. 142.

Anmerkung. Der Hexenglaube ist auch jezt noch tief eingewurzelt im Elsäßischen Volke. So ist mir in Hägen bei Zabern eine alte unverheiratete Frau bekannt, die im Rufe einer Hexe stet, und allgemein gemiden ein trauriges Leben füren muß.


3 Versinkender Schaz

Vor einigen Jaren fragten mich (Dom Calmet) zwei Geistliche, ser aufgeklärte und wol unterrichtete Männer, über einen Vorfal um Rat, der sich in Urbeis, einem Dorfe des Elsaßes, bei der Abtei Pairis zugetragen hatte. Zwei Bürger dises Ortes hätten in irem Garten einen Kasten aus dem Boden heraussteigen sehen, den sie voll Gold wänten. Wie sie in ergreifen wollten, sei er iren Händen entschlüpft und wider in die Erde versunken. Dis wäre sogar mermals vorgekommen.

Calmet I p. 210.


4 Ein schazfindender Venediger

Hier folgt der Auszug eines Briefes, der von Kirchheim aus an Herrn Professor Schöpflin, Professor der Geschichte in Straßburg, gerichtet ist. Vor ungefär einem Jare wollte ein Herr Cavallari, Musiker und Venediger von Geburt, gern Ausgrabungen zu Rothenkirchen machen, einer ehemals ser angesehenen Abtei, die etwa eine Stunde entfernt lag und in der Reformationszeit zerstört worden war. Die Anregung dazu war im eine Erscheinung, die die Frau des Pächters von Rothenkirchen mer als einmal und am hellen Tage sah, so auch am 7. Mai an zwei auf einander folgenden Jaren. Sie beteuert und könnte es beschwören, daß sie einen erwürdigen Priester in bischöflichem mit Gold verbrämtem Ornate gesehen, wie er vor ir einen Haufen Steine hinwarf. Die Frau, die lutherisch ist, folglich in disen Sachen vorurteilsfrei, ist dennoch überzeugt, daß alle Steine zu Gold geworden wären, hätte sie die Geistesgegenwart gehabt ire Schürze darüber auszubreiten. Cavallari bat um Erlaubnis dort nachgraben zu dürfen, was im um so eher gestattet wurde, als ja ein Zehntel des Schazes den Landesherren zukommt. Man schalt in aber einen Träumer und betrachtete die ganze Schazgeschichte als unerhört. Hingegen kümmerte sich der Venediger wenig um die öffentliche Meinung und frug mich, ob ich mich daran beteiligen wollte. Ich besann mich keinen Augenblick zuzusagen, war aber doch überrascht als wir kleine irdene Töpfe angefüllt mit Goldstücken auffanden. Alle

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia XII. Marcus, Bonn 1884, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XII_109.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)