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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia II
Johann Baptist Schöttle: Sage aus dem Frankenlande

Beschwörung das Leben gekostet hat. Das Ereignis wurde mir als Vikar a. 1844–45 folgendermassen erzählt. In Igersheim lebte ein abzehrender Mann im Unfrieden mit seiner Frau. Als er vollends vernahm, dass sie sich noch zu seinen Lebzeiten mit einem anderen versprochen habe, fasste er unversöhnlichen Hass und starb auch in dieser Verfassung. Als die Leute nach den Exequien zum Leichenschmauss in die Stube traten, sass der Beerdigte im Tischek drinnen. Schrecken und Bestürtzung jagte alles in die Flucht. Man holte nun den geistlichen Rat Mark zu Mergentheim. Er kam, beschwor den Mann wieder in sein Grab; aber der Herr wurde plötzlich schneeweiss und starb nach drei Tagen. Vom † Stadtrat Röser.

J. B. Schöttle.     


Litteratur.

1 Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensee’s und seiner Umgebung. Fünftes Heft. Mit vier lithographierten Tafeln. Lindau, Stettner 1874. Der junge Verein ist schon recht zalreich an Mitgliedern. Baiern, Oesterreich, die Schweiz, Baden und Wirtemberg wirken hier, wie es anderswo geradezu unmöglich, in schön vereintem Streben zusammen, und das wahre Leben kann jede Herbstversammlung bekunden. Die Seele des Ganzen ist Herr Dr. Moll, Ober-Amtsarzt in Tettnang, zur Seite der unermüdliche Reinwald, Studienlehrer in Lindau und der Hauptzollverwalter Haas in Friedrichshafen. Die meist sehr interessanten Themate der Vorträge wissen die Vortragenden geschickt wissenschaftlich-volkstümlich dem zalreichen Zuhörerkreise darzulegen. Ich kann mich hier nur auf das beschränken, was meine Zeitschrift berürt und da mache ich auf die Fragen bezüglich der alten Gaue aufmerksam. Dass die Gaue der aussterbenden merwingischen Zeit und der aufblühenden karlingischen leichter abgrenzbar sind, als die alten alemannischen Gaue unmittelbar nach der Völkerwanderung ligt auf der Hand. Bei disen hilft nur eingehende sprachliche Untersuchung, bei jenen können Bistums- und Rechtsmarken den Ausschlag geben. Wenn nun auf den alljärlichen Bodensee-Geschichtsvereins-Versammlungen alte Gau- und Flussnamen erörtert werden, so ist das geradezu leeres Stroh gedroschen. Was bei Fachmännern noch lange nicht zur Klarheit gediehen, das können wenn auch eifrige Lokalforscher guten Schulsaks denn doch nicht entscheiden. Ich rate daher den leitenden Herren des Vereins solche Discussionen ausser Etters zu belassen: Zeitgewinn ist kostbar; Zeitverlust bedauerlich. Sodann erheischt einer wichtigen Frage Behandlung Methode und Disciplin. Das wünsche ich von Herzen für die nächsten Versammlungen. – Unser Heft, um darauf überzugehen, bringt eine ganz merkwürdige Abhandlung »die Grenze zwischen dem Rheingau, Churrhätien und Thurgau von Dr. J. A. Pupikofer« dem Altmeister der Geschichte und Litteraturgeschichte des südlichen Bodenseeufers. Das Resultat ist folgendes: 1) Laut der in der Urkunde von 1155 erhaltenen Marchenbeschreibung lief die Grenze zwischen Rhätien und Alemannien vom Säntis zum Kamor und zur Fähnern und fiel hier bei dem Bildstein hinunter in das Rheintal bei Montiglen. Dieselbe Grenzlinie schied auch den Arboner Forst, beziehungsweise den Thurgau von Rhätien. 2) In der Urkunde von 890 ist die Bezeichnung der Anhöhe

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia II. Marcus, Bonn 1875, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_II_293.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)