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das war ihm ein Wink, entschloss er sich die versprochene Kapelle zu bauen. Er wachte auf und siehe, die Sonne beschien schon sein kahles Haupt. Er fand sich wieder gestärkt, sah, dass er auf seinem eigenen Grund und Boden unversehrt und ruhig geschlafen; erkannte auch sogleich das Plätzlein, wo dies sog. Vesperbild aus dem Boden herausgeschaut hat. Er dankte Gott für seine Rettung, ging eilends heim und holte Schaufel und Spaten und grub nach. Kaum drei Schuhe unter den Boden fand er dieses Bild. Hier habe ich geruht, sprach er, hier hat dies Bild im Verborgenen geruht, hier soll es auch ruhen fortan unter sicherem Obdache. Das die Sage über die Entstehung dieser Kapelle. In späteren Jahren ging Pankraz Knoll aus Dürnau in seinen Hochzeittagen von Neufra heim nach Kappel. Die Thurmuhr in Kappel schlug eben 12, als er am Käppele vorbeiging. Da mahnte es ihn, doch nicht vorüberzugehen. Er kniete in einen Stul hinein und betete ein Vaterunser. Als er herausging, sah er einen schwarzen Pudel mit feurigen Augen; dieser lief hinter ihm, dem todtgeängstigten Mann nach, ohne ihn weiter zu belästigen, bis nach Kappel, wo er plözlich verschwand.

Von dems.     


4 Das Spotten wird bestraft.

Zu Moosburg (am Federsee, wo das Mausoleum der lezten Fürstin von Buchau, Maximiliana, Gräfin v. Stadion, erbaut wurde und welchen itzigen Weiler sie selbst a. 1791 anlegen liess) im Wirtshause sass einst ein Mann von Betzenweiler bis tief in die Nacht hinein. Da es gar so finster war, rieth man ihm zu bleiben bis zur Morgendämmerung, denn er könne ja ganz leicht verirren. Er aber entgegnete höhnisch: »Ich gehe und wenn der Teufel kommt, ich fürchte den nicht.« Nun gab man ihm ein papiernes Laternlein mit. Als er in der Nähe des Waldes angekommen, lief immer Jemand hinter ihm drein. Blieb er stehen, so stand jener auch; ging er wieder seines Weges weiter, so jener ihm nach. Endlich, da ihm die Sache doch verdächtig vorkam, ermannte er sich, drehte sich um und sprach zu dem Manne: »Weiche Satan!« Und auf das hin fuhr ein feuriger Mann hinter ihm in die Höhe und dieser Mann war so lang, wie ein Wisbaum, er war voll Feuer und ich sah ihn, erzählte nachher der Geängstete, so deutlich, dass ich ihm hätte die Rippen zählen können. Auf dies Vorkommnis hin wurde dieser Mann wirklich eine Zeit lang geisteskrank. Später sagte er, dass er sein Leben lang nie mehr spötteln wolle.

Von dems.     


Sage aus dem Frankenlande.
Opfer der Beschwörung.

In der Stadtpfarrkirche zu Mergentheim ligt mitten im Gange des Schiffes der Grabstein des † geistlichen Rates Mark, den eine

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia II. Marcus, Bonn 1875, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_II_292.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)