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meine jugendliche Flüchtigkeit auf solche Nebenumstände damalen noch nicht merkte.


sagen, sie wären Wölffe gewesen, denn ihre Phantasie ist verruckt und verdüstert durch des Satans Arglist und Blendung; denn es war Georgius Sabinus, ein Gelehrter zu Königsberg, welcher als ein Bär-Wolff denen Preussischen Bauren begegnete, ihnen Schaden zufügte an ihrem Vieh und ihnen selbst, der grausam anzusehen und blutend war, als ob ihn die Hunde wären angefallen, und hätten ihn gebissen, wie Er auch solches nachgehends, wann Er wieder zu einen Menschen worden, denen Hunden Schuld gab. Er bekannte hernach, als die Sache zur Untersuchung kam, und die Obrigkeit es richtete, in Beyseyn des Hertzogs: Es begegnete ihm solches des Jahres zweymahl, einmahl auf Weynachten, das andere mahl auf Johannis-Tag, da Er dann gezwungen würde, grimmig zu werden, in den Wald zu lauffen und alles anzufallen, was ihm begegnete; da ihm vorher die Haut gantz rauch würde; aber ehe ihm die Haut rauch würde, und er Haare auf seinem gantzen Leibe bekäme, hätte er einen starken Schauer und grosse Mattigkeit, so dann würde er zum Wolffe, wenn er völlig rauch worden.

Allein, dass dieses aus Satans List und Betrug also geschehen, erhellet bald daraus, da man ihn ins Gefängnis legte, und erwartete, ob dergleichen Verwandelung zu solchen zweyen Zeiten weiter an ihm sich finden möchte. Da war aber dergleichen nicht mehr zu spüren, sondern der Satan hatte ihn geblendet und selbst verwundet; daher Johannes Evvichius, de Sagarum natura, von diesem Manne schreibet, er habe sich unter das Heu verkrochen und geschrien, er müsse fliehen, wie ein Wolff, damit er nicht gefressen würde.

Ob nun gleich solche Verwandelung in einen Wolff nur eine Satanische Blendung ist, welche die Phantasie verwirret in denen, über welche er Macht bekommen, so treibet er ihre Phantasie auch zu Grimmigkeiten und er selbst der Satan unter der angenommenen Gestalt eines Wolffes, zerreisset Vieh und Menschen, nachdem und wie weit es ihnen Gott zulässet. Wohin aber Nebucadnezaris wilde Art und Benehmung der gesunden Vernunfft bey weiten nicht zu ziehen, als welcher seine menschliche Gestalt behielt, und nur der Phantasie nach, und nach der äusserlichen Haut, mit garstigen Haaren auf dem Haupt, und gewachsenen grossen garstigen Nägeln an Händen und Füssen, eine Zeitlang ungestalt worden.«

Aus Barth. Anhorns Magiologia. Basel 1674. S. 577:

»Anno 1573 wurd zu Dol in Burgund ein Zauberer gefangen, vnd nach seinem Verdienen gestrafft; der bekendte, dass er in der Gestalt eines Wolffs in einem Weinberg, nahe bey einem Waldt, vnfern von Dol, ein Mägdlin von zehen oder zwölff Jahren angefallen, getödet, einen Theil von seinem Leib gefressen, vnd den übrigen Theil seinem Weib zugebracht. Vnlang hernaher, hab er in gleicher Wolffsgestalt ein ander Mägdlin angegriffen, getödet vnd auch fressen wollen, wann er nicht von dreyen Männeren wäre verjagt worden.

Zu Besançon in Burgund führte auf eine zeit Michael Verdün den Peter Burgot mit sich an einen Ort, da ein Liecht von grünem Wachs, mit dunkeler Flamm gebrunnen, vnd die Anwesenden dem Teufel geopferet, vnd vmb jhn her gedanzet; haben sich mit gewisser Salbe geschmieret, seyen zu Wölffen worden, in den Wald geloffen, leiblichen Wölffinen mit grossem Lust beygewohnet, und zu vnderschiedlichen mahlen vier Mägdlin zerrissen vnd gefressen.«

Empfohlene Zitierweise:
Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia II. Marcus, Bonn 1875, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_II_157.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)