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bezügliche vortragend, und die Anwesenden durch Mitteilungen aus Hebels Leben und zu seiner Karakteristik bereichernd. Bald schloß sich der Liederkranz an und sang, abwechselnd mit den Vorträgen, einige Lieder. Der Kreis erweiterte sich, man brachte die Frauen mit, die Teilnahme wuchs von Jahr zu Jahr und seit einigen Jahren ist die Abendzusammenkunft am Geburtstage Hebels zu einer schönen Feier geworden, mit der in echt Hebelscher Weise Belehrung und Unterhaltung, anregende Mitteilungen über Hebel und gemütvolles fröhliches Wesen sich vereinigen. Unter den Männern, von denen die erste Anregung ausgieng, nennen wir Oberlehrer Reitzel, den unlängst verstorbenen, durch eine größere Arbeit über das Befestigungswesen der Römer in Baden bekannt gewordenen Archivregistrator Vetter, einen gebornen Schopfheimer. Neben den Lehrer- und Erzieherkreisen sind es wesentlich die wolhabenden bürgerlichen Elemente Karlsruhe’s, die sich an der Feier beteiligen; alles Vornehme und Steifgelehrte hat sich bis jezt, gewiß zum Vorteil für die Feier, fern gehalten.

Was den an sich harmlosen Zusammenkünften einigen Wert verleiht, ist, daß sie das Interesse für Hebel in weitern Kreisen wieder auffrischten und daß dadurch eine Menge fast vergeßener Andenken und Reliquien von Hebel wieder hervorgeholt und jeweils auf den Abend des 10. Mai oder überhaupt dem Leiter des Vereins zur Verfügung gestellt wurden; Bücher, Bildnisse, Haarlocken, Hausgeräte von Hebel, Briefe, kleine Widmungen von Hebels Hand kamen zum Vorschein. Major Nußbaumer ließ die Federzeichnung Hebels von dem Hofmaler Iwanowitsch, einem Jünger der Hebelschen Tafelrunde, photographieren; das feingearbeitete Bildnis Hebels von Bildhauer Ohmacht aus Straßburg, im Besize der Familie Haufe, ein Hautrelief in Alabaster, wurde wiederholt dem Verein für die Abendzusammenkünfte zur Verfügung gestellt; es tauchte die Pflanzensammlung Hebels auf, die im Besize des Geheimrats Fröhlich, dem Verein überlaßen wurde.

Man suchte außerdem einzelne Partien aus Hebels Leben aufzuhellen; es wurde die Frage nach den Wohnungen Hebels in Karlsruhe und der Gedanke einer Hebelstraße, wiewol vergebens, angeregt; es erschinen die biblischen Geschichten in neuer Bearbeitung und auch die kürzlich in diser Zeitschrift besprochene Lebensbeschreibung Hebels wäre schwerlich ohne dises neu erwachte Interesse für den alemannischen Dichter entstanden; wenigstens wurde die treffliche Schilderung Hebels als Lehrer aus der Feder des Prälaten Dr. Holtzmann dem Verfasser auf einen Geburtstag Hebels «als Hebelfeier» zugestellt.

Die besonders gelungene Feier des Jahres 1875, bei welcher ein Vortrag über Hebels Freundeskreis gehalten ward, brachte eine Originalsammlung der Rätsel Hebels und seiner Freunde, in der teilweise noch die ursprünglichen Entwürfe von Hebels Hand erhalten sind. Große Heiterkeit erregte ein Stammbuchvers aus

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia III. Marcus, Bonn 1875, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_III_171.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)