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Wieland und Schiller, nicht aber Göthe und Lessing, genannt sind, ob sie die nötige Volkstümlichkeit sich da nicht erwecken konnten? Lessings Feind Klotz dagegen ist offenbar aus orthodoxen Rücksichten sehr bekannt. Hebels Studienzeit in Erlangen – 1778 verliess er das Gymnasium – scheint nicht mit sonderlich vil Erfolg verbracht worden zu sein. Es unterligt keinem Zweifel, sagt der Verfasser, dass Hebel nicht die nötige Zeit auf seine Studien verwendete, sucht ihn aber in Anbetracht der dürftigen Verhältnisse zu retten, so gut es geht. Ich werde in der »Alemannia« Hebels Stammbuch aus Erlangens Zeit veröffentlichen und hoffe dadurch für jene Periode einige Aufschlüsse geben zu können. – Am 5. September 1780, am Schlusse seiner Studentenjare, verteidigte Hebel bei der Prüfung die Thesen mit »merklicher Fertigkeit und hat die schon so oft von ihm bekannten trefflichen Gaben bewiesen, auch sein Specimen ganz wohl ausgearbeitet.« Den 22. und 28. September war Examen rigorosum, worauf er unter die Kandidaten des geistlichen Standes »redigiret«. Glänzend fiel es nicht aus. Aber dass er durchgefallen sei, ist Mythe. Von jezt ab kümmerte man sich wenig um ihn. Drei Jare schien er vergessen, acht Jare in untergeordneter Stellung! Vom Jare 1780–82 weis man gar nichts von ihm. Da bittet ein Pfarrer zu Hertingen wegen Krankheit, seinen Informator domesticus Hebel für ihn pastorieren lassen zu dürfen. Diesen Aufenthalt scheint Hebel so recht gemütlich und poetisch verbracht zu haben. Denn von da scheint er nach Mülheim auf die Post und nach Bürglen auf die Höh’ gewallfartet zu sein. Als er von Karlsruhe später, so schreibt er an die Freundin Gustave, nach Hertingen kam, war er traurig, weil man ihn kaum mehr kannte und vile der alten Freunde nicht mehr waren! Er soll mit grossem Vergnügen stets von H. gesprochen haben. Im März 1783 ward er Präceptorats-Vicar zu Lörrach am Pädagogium. Er war ein guter gründlicher Lehrer, heiter und fröhlich und ein lieber Gesellschafter. Von da datieren seine Freunde Tobias Güntert, Prorector, † 1821; er heisst in der Gesellschaftssprache der Vogt; ferner Friedrich Hitzig, seit 1787 Vicar in Rötteln, 1791 Hebels Nachfolger in Lörrach, gestorben daselbst als Kirchenrat und Dekan 1849. In die Lörracher Zeit fällt die sogen. »Geheimbündelei«, die Ernst und zugleich Satire auf die Zeitrichtung war. Der Verfasser hat ausfürlich S. 47 ff. darüber gehandelt. Ihr Gesammttitel: Proteuser, ihre Geheimsprache ist äusserst drollig. Auch mit der Strassburger Familie Haufe hatte Hebel einen ähnlichen Bund eingegangen mit dem Titel: Kaiserreich; Hebel selbst figurierte als Wild- und Rheinkönig Peter I. von Assmannshausen, die Frau Haufe war sein »lieber geheimer Staatsminister und Intendant der Künste und Wissenschaften.« Den 30. April 1813 ist er Peter I Mitglied der hohen Coalition etc. – Elf Jare im Dienste der Kirche, seine Freunde alle versorgt

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia III. Marcus, Bonn 1875, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_III_085.jpg&oldid=- (Version vom 27.6.2019)