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ist es ihm gelungen, die einfachen Lebensverhältnisse desselben gleichsam künstlerisch zu fassen und in einem ganzen Gusse zu geben, wie wir es nur vom Leben unserer Hauptdichter in Händen haben. Es ist ein Glück, dass unser Biograph durch seine Stellung und seinen Aufenthalt in der Lage war, der ersten Gelehrten und Beamten, meist Abkömmlinge altbadenscher Familien sich als Beiträger erfreuen zu dürfen. Vorwort, Seite VII. Die Sprache des schönen Buches ist eine seines Gegenstandes würdige, warm begeisterte. Gleich Cap. I »Heimat und Elternhaus« hebt den Leser in’s schöne Wiesental hinein, einst markgräflich Baden-Durlachisches Gebiet geheissen. Ein patriotisches Stück Topographie und Landesgeschichte unter Karl Friedrich’s gesegneter Regierung! Seite 7 ff. handelt von Hebels Geburt. Der Vater ein geborner Hunsrücker aus Simmern, also Franke, die Mutter von Hausen im Wiesentale, Alemanninn, demnach eine Völkermischung, die sicher auf Hebels Eigenart von Einfluss war. Wenn es Thatsache sein soll, dass die Söhne der Mütter Eigenschaften teilen, wie wir es von Schiller und Göthe zuverlässig wissen, so werden wir auch Hebels eigenartiges Wesen, das ihn zum Liebling des deutschen Volkes machte, ganz besonders dessen Mutter zu danken haben. Hebels Jungendzeit fällt bis zu seinem Abgange ans Gymnasium nach Karlsruhe auf Hausen, Basel, Schopfheim. Dieser Zeit Erinnerung verdanken mehrere Gedichte ihren Ursprung. Die Sensucht nach den Orten der Kindheit tritt bei Hebel wie bei Schiller gleich ausgeprägt hervor; hat ja doch Karl Moor plözlich mitten in seinem Räuberleben sich nach der Heimat Franken zurückgesent und gleich dieser Sensucht praktische Folge gegeben. Es ist nicht die Sensucht, da zu bleiben, sondern nur sein Heim wieder zu sehen. Cap. II begreift Нebel’s Studiengang in sich, zugleich ein echt vaterländisch warmer Gang in Karlsruhes Jugendjare, ein Meisterstück topographisch-historischer, litteraturgeschichtlich-pädagogischer Art. Wir finden hier am Gymnasium Illustre, wohin der Vormünder den jungen Hebel brachte mit einigem Privatvermögen ausgerüstet, die deutsche Sprache bei öffentlichen Feierlichkeiten, wir finden das pädagogisch so unendlich wichtige Element der Landesgeschichte, die schon Geiler von Kaisersberg für die Jugend Strassburgs so angelegentlich empfielt. Der Vater der badenschen Landesgeschichte, Schöpflin, hatte kaum vorher die berühmte Historia Zähringo-Badensis (1763), mit Willen und Kosten des Landesherrn herausgegeben. Sch. war ehedem Schüler desselben Gymnasiums. Man suchte für die Anstalt bedeutende Kräfte aus ganz Deutschland. Denn was Kunst und Wissenschaft betrifft, überschritt damals wie heute die Landesregierung mit Recht und grossem Erfolge die engen Grenzen. Das Gymnasium nahm auch lebhaften Anteil an der wichtigen geistigen Bewegung des vorigen Jarhunderts: merkwürdig ist, dass unter den Dichtern Klopstock,

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Anton Birlinger (Hrsg.): Alemannia III. Marcus, Bonn 1875, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_III_084.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)