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Landes, sie bewohnten die Stadt und die umliegenden Dörfer und hatten fast jeder ein Häuschen und oft ein Stückchen Land.“[1]

Das war das goldene Zeitalter des Arbeiters. Indeß damals hatte die elsässer Industrie noch nicht die Welt mit ihren Kattunen überschwemmt und ihre Dollfuß und Köchlin noch nicht zu Millionären gemacht. Aber 25 Jahre nachher, als Dr. Villermé das Elsaß besuchte, hatte der moderne Minotauros, die kapitalistische Fabrik, bereits das Land erobert; in seinem Heißhunger nach menschlicher Arbeit hatte er die Arbeiter aus ihrem Heim gerissen, um sie besser zu schinden, ihnen besser die Arbeit, die sie enthielten, auspressen zu können. Zu Tausenden liefen die Arbeiter dem Pfeifen der Maschine nach. „Eine große Zahl, sagt Villermé, fünftausend von siebzehntausend, waren infolge der theueren Miethen gezwungen, in den Nachbardörfern Wohnung zu nehmen. Einige wohnten 2 Stunden, ja sogar 21/4 Stunden weit von der Fabrik entfernt, wo sie arbeiteten.“

„In Mülhausen, in Dornach begann die Arbeit um fünf Uhr Morgens und endete um acht Uhr Abends, Sommer und Winter. ... Man muß sie jeden Morgen in die Stadt kommen und jeden Abend abmarschiren sehen! Es gibt unter ihnen eine Menge bleicher, magerer Frauen, die barfüßig durch den Koth laufen und, wenn es regnet oder schneit, Mangels eines Regenschirms, ihre Schürzen oder Unterröcke über den Kopf ziehen, um Hals und Gesicht zu schützen; und eine noch erheblichere Zahl nicht minder schmutziger und abgezehrter junger Kinder, in Lumpen gehüllt, die ganz fett sind von dem Oel, das aus den Maschinen auf sie herabtropft, wenn sie arbeiten. Diese Kinder, welche die Undurchdringlichkeit ihrer Bekleidung besser vor dem Regen schützt, haben nicht einmal wie die Frauen einen Korb mit Lebensmitteln für den Tag im Arm, sondern sie tragen in der Hand oder verstecken unter ihrem Kittel oder wo sie sonst können, das Stück Brod, von dem sie leben müssen, bis sie wieder nach Hause kehren.

„So gesellt sich zu der Ermüdung durch einen übermäßig langen – denn er beträgt mindestens 15 Stunden – Arbeitstag für diese Unglücklichen noch die durch die langen, oft so beschwerlichen Wege. Infolgedessen kommen sie übermüdet nach Hause und gehen Morgens, noch ehe sie ordentlich ausgeschlafen, fort, um pünktlich da zu sein, wenn die Fabrik geöffnet wird.

Und über die Quartiere, in denen Diejenigen sich einpferchen mußten, die in der Stadt wohnten: „Ich habe in Mülhausen, in Dornach und den umliegenden Häusern jene elenden Zimmer gesehen, in denen zwei Familien schliefen, jede in einem Winkel auf Stroh, welches auf dem Fußboden ausgebreitet lag und nur durch zwei Bretter zusammengehalten wurde. ... Das Elend, in welchem die Arbeiter der Baumwollindustrie im Departement Oberrhein leben, ist so groß, daß während in den Familien der Fabrikanten, Kaufleute, Werkdirektoren etc. 50 Prozent der Kinder das 21. Jahr erreichen, derselbe Prozentsatz in den Familien der

  1. Rede, gehalten im Mai 1863 in der Pariser internationalen Gesellschaft für praktische sozialökonomische Studien, und veröffentlicht im „Economist Français“ desselben Jahres.
Empfohlene Zitierweise:
Paul Lafargue (übersetzt von Eduard Bernstein): Das Recht auf Faulheit. Schweizerische Genossenschaftsbuchdruckerei, Hottingen-Zürich 1884, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_recht_auf_faulheit-lafargue-1884.pdf/12&oldid=- (Version vom 21.5.2017)