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wir aufrichtig sein wollen, für uns das regelmässige Motiv bildet, selbst da Trinkgelder zu geben, wo sie im Gesammtpreis einbedungen sind, ist dem Engländer fremd, er hat den Muth, die bösen Blicke von Kellnern und Hausknechten zu ertragen. Doch um mich in den genannten Gasthof zurückzuverfügen, so hätte ein günstiges Geschick mich nicht besser führen können; mein Aufenthalt in ihm ward zu einer Trinkgelderstudie, das Seitenstück zu derjenigen, die mir kurz zuvor beschieden gewesen war, als ich ein siebenfaches Trinkgeld hatte zahlen müssen; ich hatte gefunden, was ich suchte: den Gasthof ohne Trinkgelder, den Vogel Phönix unter den Gasthöfen! – Das Trinkgeld war hier vollständig beseitigt. Keine noch so leise Andeutung, Anspielung, Pression von Seiten der Dienerschaft, jeder noch so versteckte Anlass zum Geben desselben fern gehalten und dabei auf Seiten des gesammten Dienstpersonals eine musterhafte Dienstfertigkeit, Aufmerksamkeit, Höflichkeit.

Das genannte Beispiel[1] zeigt, dass die Beseitigung des Trinkgeldes sich praktisch durchführen

  1. Von anderen Reisenden habe ich später erfahren, dass die Einrichtung sich auch anderwärts findet. In Erinnerung habe ich behalten den „Schweizerhof“ in Neuhausen bei Schaffhausen, der nach den Berichten, die ich darüber erhielt, seines Namensvetters in Luzern in jeder Weise würdig sein soll, und für den ich im Interesse der Propaganda für meine Idee hiermit ebenso wie für letzteren Reclame mache. Auch in Hannover besteht die Einrichtung in Kasten’s Hotel. Wüsste ich
Empfohlene Zitierweise:
Rudolf von Jhering: Das Trinkgeld. Georg Westermann, Braunschweig 1882, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Das_Trinkgeld.pdf/57&oldid=- (Version vom 31.7.2018)